Eifersucht unter Geschwistern

Geschwister können sich lieben oder hassen, dazwischen gibt es nicht viel Spielraum. Eltern mit mehr als einem Kind können ein Lied davon singen, wenn nicht ganze Arien. Was sie alle vereint ist die Eifersucht. Niemand mag sie und dennoch ist es so ein Gefühl, das in der geschwisterlichen Beziehung immer latent mitschwingt. Eifersucht unter Geschwistern ist ein relativ normaler Vorgang, denn Kinder wollen sich vor ihren Eltern beweisen. Das geht aber auch nur solange gut, bis die Eifersucht in einem regelrechten Drama endet.

 

Klein gegen den Rest der Welt

Die jüngsten Geschwister haben es oft nicht leicht. Schon gar nicht, wenn sie von den Eltern als „Lieblingskind“ auserwählt worden sind. Das geschieht unbewusst, lässt sich aber kaum vermeiden. Eltern haben immer ein Lieblingskind, ob sie wollen oder nicht. Meistens ist es Willkür. Häufig geschieht das auch durch die Geburt eines neuen Kindes, so dass die Aufmerksamkeit zunächst komplett dem Baby gewidmet wird. Es kann jedoch – vor allem im Laufe der Entwicklung andersherum sein. Werden die Jüngsten in der Familie sogar benachteiligt, sind sie nicht nur das schwächste Glied in der Kette, sie stehen auch in der Rangordnung innerhalb der Familie ganz unten – und zwar ein Leben lang!

Je nach Charakter können sich daraus echte Persönlichkeiten entwickeln, weil die Selbstreflexion schon sehr früh angewendet werden muss, um sich gegen alle anderen durchzusetzen. Man muss Strategien entwickeln und schlagende Argumente abliefern können, um den Rest der Familie zu überzeugen. Benachteiligte Geschwister haben immer einen Grund zur Eifersucht, das muss aber nicht heißen, dass sie auch immer tatsächlich zur Eifersucht neigen. Es ist prinzipiell eine Frage des Charakters wie eifersüchtig Geschwister sind. Eifersucht kommt auch von der Vorstellung jemandem nachzueifern. Selbst seinen Weg zu gehen und nicht darauf zu schauen was andere haben oder machen ist eine Möglichkeit möglichst ohne Eifersucht durch das Leben zu gehen.

Ein bißchen Eifersucht ist das Salz in der Suppe. Aber man kann bekanntlich eine Suppe auch versalzen.
Alberto Sordi

 

Warum sich Geschwister messen

Es liegt in der Natur der Menschen sich gegenseitig zu messen. Unter Geschwistern ist dieser Ehrgeiz noch weitaus größer. Während Schulkinder und Jugendliche damit besser umgehen können, kann es vor allem für Kleinkinder zu Problemen kommen. Jeder möchte besser sein als der andere. Das kann man schon bei Kleinkindern beobachten. Sie sind schon eifersüchtig bevor sie überhaupt sprechen können, das kann man an der Körpersprache ablesen. Außerdem möchte jedes Kind optimal vor den Eltern dastehen. Die Eltern dagegen werden es nie schaffen zwei Kinder komplett gleich zu behandeln. Das ist auch gar nicht möglich, weil jedes Kind individuell ist und je mehr Kinder vorhanden sind, desto schwieriger wird die Gleichstellung aller Individuen. Ein „sportlicher Wettbewerb“ unter den Geschwistern kann sogar förderlich in der Erziehung der Kinder sein, es sollte jedoch nicht ausarten. Jedes Kind muss zu jeder Zeit wissen, dass es genauso viel Wert ist wie das andere. Wenn Eltern diesen schmalen Grat zwischen Aufmerksamkeit und Freiheit hinbekommen, bleibt die Aufmerksamkeit und die Freiheit sportlich. Vielen Eltern fällt dies jedoch schwer. Denn sie handeln oft unterbewusst ungerecht, zumindest aus Sicht eines Kindes. Und oftmals ist dies wirklich so und Kinder spüren das.

 

Wen mögt ihr lieber?

Eltern müssen zumindest ein Mindestmaß an „Gleichberechtigung“ zwischen den Geschwistern schaffen. Nur so ist gewährleistet, dass die Eifersucht nicht überhandnimmt. Eltern können sich nicht aussuchen, wen sie lieber mögen – sie können aber dafür sorgen, dass die Geschwister es nicht merken!

Es macht also durchaus Sinn den Kindern die Eifersucht vorab zu nehmen. Dann bleibt noch ein gewisser Rest an gesunder Eifersucht, die unter Geschwistern absolut normal ist. Denn die liegt in der Natur der Menschheit und kann wie gesagt auch förderlich sein. Wer eifersüchtig ist, strengt sich an besser zu sein und das ist im Prinzip erst einmal nicht verkehrt. Nur wenn die Eifersucht überhandnimmt, sollten Eltern ihre Gleichbehandlung unbedingt überprüfen.

Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.
Franz Grillparzer

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