Aggressionen und Gewalt im Kindergarten

Die Kindergartenzeit wird mit Spielen, Toben und fröhlichen Gesichtern verbunden, doch es gibt auch die andere Seite. Aggressionen und Gewalt sind im Kindergarten zum Thema geworden. Besorgt sind nicht nur die Eltern der verletzten Kinder, sondern ebenso die Eltern der Kinder, die durch aggressive Verhaltensmuster auffallen. Es gibt jedoch zahlreiche konstruktive Ansätze, wie man mit destruktiven Verhaltensmustern umgehen kann – Konfliktmanagement im Kindergarten.

 

Gewalt im Kindergartenalltag

Die Konfliktfähigkeit, also Auseinandersetzungen konstruktiv zu bewältigen, lernen die Kinder im Elternhaus. Eskalieren Streitereien und Gewalt im Kindergarten, so muss von Eltern und Erziehern eingegriffen werden. Persönliche Gespräche sind die Grundlage für ein ordentliches Vertrauensverhältnis zwischen den Eltern und Erziehern.

 

Aggressionen sind notwendig

Liebe und nette Kinder sind natürlich pflegeleichter und weniger anstrengend als ein tobendes, um sich schlagendes, kratzendes oder beißendes Kleinkind. Schreien, Zorn und Aggressionen sind in unserer Gesellschaft nicht erwünscht. Aggressionen gehören jedoch zu unserem Leben dazu. Genauso wie die erwünschten positiven Emotionen stellen auch die unerwünschten Aggressionen einen elementaren Lebensaspekt dar. Sie sind für die gesunde Entwicklung der Kinder wichtig und notwendig. Der bekannte Familientherapeut Jasper Juul setzt sich dafür ein, dass Aggressionen in unserer „harmonischen Idealwelt“ wieder ihren Platz bekommen. Es könne nicht darum gehen, Aggressionen zu unterdrücken, sondern der richtige Weg sei eher, sie als wichtigen Teil des kindlichen Lernprozesses zu akzeptieren und den Kindern dabei zu helfen, mit ihnen konstruktiv und kreativ umzugehen.

Wutanfälle, aber auch Beißen oder Schlagen von Zwei- bis Dreijährigen sind in den meisten Fällen Zeichen von Frustration und nicht ein Akt der Gewalt, denn in diesem Alter können Konflikte noch nicht sprachlich ausgedrückt werden. Auch später sollte aggressives, destruktives Verhalten als Hilferuf verstanden werden, der Eltern und Erzieher gleichermaßen veranlassen sollte, den Ursachen dafür auf den Grund zu gehen. Lebensumstände wie die Geburt von Geschwistern, Trennung der Eltern, Überforderung und sonstiger seelischer Stress können zu plötzlichen aggressiven Entladungen führen. Es ist ratsam, das Gefühl der Wut nicht zu verurteilen, sondern dem Kind dabei zu helfen, seine Wut auf konstruktive Weise auszudrücken.

 

Umgang mit und Schutz vor destruktiven Aggressionen

Niemandem ist es angenehm, mit den Aggressionen der eigenen Kinder konfrontiert zu werden. Ohnmachtsgefühle, Frust, Ärger über das sozial unerwünschte Verhalten der Kinder und nicht zuletzt Ratlosigkeit bestimmen meist das Bild der betroffenen Eltern. Das Gefühl, das ein sich aggressiv verhaltendes Kind bei seinen Eltern auslöst, ist symbolisch dafür, wie sich das Kind selber fühlt, nämlich hilflos und ratlos. Da es keinen besseren Weg weiß, greift es zu gewaltsamen Methoden.

Der Kindergarten muss für alle Kinder ein sicherer Ort sein. Konflikte und kleinere Raufereien sind im Kindergartenalltag normal und werden von den Kindern selbst oftmals schneller gelöst, als wenn sich Erzieher oder Eltern einmischen. Eskalieren die Streitereien jedoch, bzw. werden Kinder systematisch verbal oder körperlich aggressiven Verhaltensweisen ausgesetzt, muss eingegriffen werden – Angst vor dem Kindergarten ist sonst unter Umständen eine mögliche Folge. Gesprächsbereitschaft auf allen Seiten ist hier der erste wichtige Schritt. Elternabend und persönliche Gespräche bilden eine wichtige Grundlage für ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Erziehern und Eltern – auch das macht eine gute Kita aus. Soziale Kompetenzen stärken und in Rollenspielen oder anderen präventiven Übungen den Kindern ein Handwerkszeug für Konfliktlösungen anzubieten ist zielführender, als Verbote und Strafen auszusprechen. Somit wird die Gewalt im Kindergarten und Zuhause recht einfach und schnell minimiert, wenn ausreichend Einfühlungsvermögen und Empathie, wie auch Bereitschaft die Ansichten der anderen Streitpartei zu verstehen vorhanden ist.

Wenig integrierte Kinder mit eher geringem Selbstwertgefühl, sind besonders gefährdet, Opfer zu werden. Daher können folgende Aspekte für die Opferseite präventiv hilfreich sein:

  • demokratischer Erziehungsstil
  • bei Konflikten nicht zu früh eingreifen
  • Kontakte zu Gleichaltrigen pflegen
  • Begabungen und Stärken der Kinder fördern
  • Beziehungen zu Kindergarteneltern pflegen

Um das Selbstwertgefühl der Kinder zu fördern, sollten sie möglichst oft in Entscheidungen mit einbezogen werden und dem Alter entsprechend Verantwortung übernehmen. So wird eine aktive Haltung des Kindes gefördert, die ihm auch bei Konflikten hilfreich sein wird. Regelmäßige Kontakte mit Gleichaltrigen fördern die Entwicklung der sozialen Kompetenzen und können einer Außenseiterstellung des Kindes vorbeugen. Werden auch unter den Kindergarteneltern die Beziehungen gepflegt, hat dies nicht nur eine positive Vorbildwirkung, sondern bietet auch eine gute Gesprächsbasis im Konfliktfall. Kinder müssen auch die Gelegenheit haben, Konflikte selber zu lösen. Wird bei jedem Konflikt sofort eingegriffen, nimmt man dem Kind die Möglichkeit, selber Lösungswege zu finden und seine eigenen Konfliktlösungsstrategien zu entwickeln. Mit jedem selbst gelösten Streit wächst das Kind in seinen sozialen Kompetenzen und seinem Selbstbewusstsein.

Auch wenn man natürlich sein eigenes Kind intuitiv beschützen möchte, ist es ratsam nicht aus der ersten Emotion heraus zu handeln, sondern einen Gewaltvorfall im Kindergarten und Aggressionen mit den Erziehern gemeinsam zu besprechen und Lösungswege zu entwickeln.

Foto-Urheberrecht:
© Wavebreak Media Ltd/123RF

You May Also Like