Raus aus der Schuldenfalle: Wie junge Familien wieder auf einen grünen Zweig kommen

Leider erhalten nur die wenigsten jungen Menschen eine wirklich tiefgreifende Schulung im Bereich der Finanzen. Wer keinen kaufmännischen Beruf hat oder zufällig das Fach Wirtschaft und Recht im Abitur belegt hat, der steht exakt mit dem 18. Geburtstag vor einem enormen Problem:

Fast jeder selbst abgeschlossene Vertrag ist – abgesehen von einer etwaigen zeitlichen Verzögerung durch einen Widerrufsrecht – wirksam und kann beispielsweise nicht mehr durch die Eltern widerrufen werden. Dies bedeutet eine enorme Verantwortung für die eigenen Einnahmen und Ausgaben. Aber auch junge Menschen mit entsprechender Vorbildung stehen heute im Fokus der klassischen Schuldnerberatung.

Sei es bei scheinbar kleinen Summen im täglichen Leben oder aber auch bei längerfristigen Verpflichtungen wie Handy-Verträgen, Fitnessstudios oder gar der ersten, eigenen Wohnung. Ganz offen gesprochen: An beinahe jeder Ecke lauern wunderbare Angebote, Verlockungen oder auch Möglichkeiten zum Geld ausgeben. Da verwundert es nicht, dass Inkassounternehmen jährliche Bestandsaufnahmen herausgeben und vor Verschuldung warnen.

Es sollen 1,7 Millionen junge Menschen unter 30 Jahren verschuldet sein

Mit dieser Erkenntnis soll der Weg raus aus der Schuldenfalle beginnen: Man ist nicht allein, sondern hat vielleicht noch nicht genug innere Abwehrkräfte gegen die stets lauernden „Geldfresser“ entwickeln können. Diese Abwehrkräfte lassen sich ebenso wie die Schritte raus aus der Schuldenfalle sehr gut erlernen.

Mit der folgenden Anleitung kann der Weg aus der Schuldenfalle heraus sehr gut gelingen. In der Rückschau wird dieser steinige Weg nicht so schwierig aussehen, wie das ständige Verschieben und die tägliche Angst, Rechnungen nicht mehr bezahlen zu können.

Wer sich in einer hohen Verschuldung befindet,
der kann die Entschuldung gleich in Angriff nehmen.

Zunächst kurz die größten Schuldenfallen:

  1. Arbeitslosigkeit, Trennung und Scheidung oder Schicksalsschläge
  2. Übermäßiger Konsum
  3. Mitgliedschaften und Abos
  4. Unnötige Finanzierungen und Kredite (dazu zählen auch Dispo-Kredite)

1. Erkenntnis und Bewusstwerdung: Es ist kompliziert – es sind aber nur Zahlen

Das Abbauen von Schulden beginnt – ähnlich wie der Weg zu einem Plus an körperlicher Fitness – mit einer Bestandsaufnahme und der Bewusstwerdung. Wer feststellt zu wenig trainiert zu haben und nicht mehr ein paar Kilometer am Stück joggen zu können, der sollte sportlich aktiv werden. Für das Plus an Gesundheit und Lebensgefühl. Ähnlich ist es mit den Finanzen: Ist das Girokonto überzogen oder wird ein Kredit alleine zum Begleichen der dauernd einfliegenden Rechnungen aufgenommen, dann sollten die Alarmglocken läuten.

Nach dieser Erkenntnis und dem Bewusstwerden folgt die Bestandsaufnahme: Anhand des Girokonto-Auszuges kann ein junges Paar oder ein Single vergleichsweise übersichtlich die „großen“ Posten der Lebenshaltung sehen.

Diese einfach mal auf einem DIN A4-Blatt oder in einer Tabellenkalkulation zusammenstellen. Und die Monats- oder Quartalssumme vom Monatsnetto abziehen. Dies ergibt die Erkenntnis im Klartext, dass es nicht die eine Reparatur war oder ist, welche die Finanzen belastet. Sondern meistens sind es die laufenden Ausgaben. Häufig auch der Konsum, welcher über die finanziellen Möglichkeiten hinausgeht.

Eine einfache Einnahmenüberschussrechnung hilft,
die Schwachstellen in den Familienfinanzen dazustellen.

2. Konsequente Schritte, um die Finanzspirale in Aufwärtsrichtung zu drehen

Diese Bestandsaufnahme ist DER Ausgangspunkt für das finanzielle Handeln. Bei jedem Einzelposten sollten folgende Fragen gestellt und beantwortet werden:

  • Ist diese Ausgabe wirklich für mich/uns notwendig. Oder dient sie rein dem Wohlbefinden?
  • Entsteht dieser Ausgabenposten rein gewohnheitsmäßig oder habe/haben ich/wir wirklich etwas davon? (z. B. Zeitungsabos, Fitnessstudio-Abos, Mobilfunk- oder PayTV-Verträge)?
  • Ab wann kann ich/können wir diese Ausgabe vermeiden?
  • Gibt es vielleicht eine günstigere, qualitativ gleichwertige Alternative?
  • Welchen emotionalen, tatsächlichen oder auch nur eingebildeten Schaden gibt es, wenn die jeweilige Ausgabe nicht mehr getätigt oder abbestellt wird?
  • Gibt es vielleicht Ausgaben, die unnötig sind, weil sie überhaupt nicht zu mir/uns passen? (z. B. Hausratversicherung oder auch eine KFZ-Vollkasko bei Fahrzeug mit geringem, theoretischem Restwert)
  • Welche Versicherung ist für uns wirklich sinnvoll und notwendig? Dabei sollten jedoch keine wichtigen Versicherungen gekündigt werden.

Egal welche Kündigungsfristen einzelne Ausgaben (wie Abos) haben sollten: Die Kündigung sollte sofort ausgesprochen werden. Ein kleiner Tipp am Rande: Das Unternehmen MUSS eine Kündigung eines laufenden Vertrags auch ohne Angabe von Gründen zum nächsten regulären Kündigungstermin annehmen. Zusätzlich könnten Sonderkündigungsrechte wahrgenommen werden, wenn Leistungen plötzlich teurer werden.

Durch diese Einsparungsmaßnahmen wird der weitere Schuldenaufbau vermieden, zudem sind erste Rückzahlungen möglich. Damit beginnt die Phase der finanziellen Sanierung.

Zusätzlich zur Schuldentilgung kann das „Feintuning“ der Finanzen beginnen: Sollte ein Dispokredit aufgenommen sein, so sollte dieser auf einen niedrig verzinsteren Ratenkredit umgeschuldet werden. Aber keinesfalls die Schuldensumme erhöhen, sondern bei gleichem offenem Betrag die Zinsen reduzieren.

3. Phase der Wachsamkeit: Konsequente Trennung von Privatleben und Verkauf

Wer seine Schulden abträgt, der wird schon bald eine Veränderung spüren: Plötzlich gibt es wieder eine finanzielle Entscheidungsfreiheit, die Zinsen fressen einen nicht mehr auf.

Umso wichtiger ist es, ein gesundes Misstrauen zu entwickeln, um nicht gleich wieder in eine neue Schuldenfalle hineinzurutschen. Die Gefahr, insbesondere im Bekanntenkreis junger Menschen, lautet: Direktvertrieb oder Freundschaftswerbung!

Hier werden oftmals sehr geldintensive Produkte vertrieben, deren wesentlicher Reiz in einer Verkaufsparty oder Verprovisionierung für den Gastgeber liegt. Ähnliche Produkte könnte es im Handel zu einem faireren Wert geben – so die ganz persönliche, subjektive Einschätzung der Redaktion. Oder es wird ein Zeitschriftenabo vermittelt: Manche Wochenzeitschrift vergibt für eine „Freundschaftswerbung“ eine Prämie im Gegenwert von 150 Euro. Die Du oder Ihr als Geworbene indirekt mitbezahlt.

Wer sich dieser „Geldfalle“ im privaten Bereich bewusst ist, der kann sowohl die Belastung der Finanzen, als auch Freundschaften entgegenwirken.

Weitere Tipps, um der Schuldenfalle zu entgehen

  • Bei Problem, welche selbst nicht gelöst werden können, ist häufig professionelle Hilfe die beste Option. Eine Übersicht mit Schuldnerberatungen gibt es im Internet.
  • Eine einfache Lösung zur Schuldensanierung ist häufig, einen genauen Überblick über die Einnahmen sowie die Ausgaben zu erhalten. Am besten funktioniert das für Privathaushalte mit einem Haushaltsbuch. Dazu gibt es Apps und viele andere Lösungen, welche für Partner in der Beziehung eine einfache Möglichkeit sind, ihre Probleme zu erkennen.
  • Einen Kredit aufnehmen geht schnell und einfach – aber häufig führt eben dieser zu einem dauerhaften finanziellen Engpass. Gerade deshalb sollte vorab genau überlegt werden, ob es sinnvoll ist, für eine bestimmte Anschaffung einen Ratenkredit aufzunehmen.
  • Größere Anschaffungen sollten genau betrachtet werden: Ist es für uns sinnvoll, essenziell und wichtig? Besteht die Gefahr, dass wir uns deshalb überschulden? Oder einfach: Brauche ich das wirklich?
  • Ein gemeinsames Haushaltskonto kann dabei helfen, die Übersicht zu wahren.

Doch reicht dies häufig nicht aus – weitere Ressourcen für mögliche Unterstützung

In Deutschland geht es sehr vielen Menschen gut. Trotzdem rutschen einige von ihnen durch das soziale Netz. Teils ist dieses auch nicht ausreichend ausgebaut. So ist etwa die Kinderarmut in Deutschland bei jungen Familien vorhanden und nimmt weiter zu. Sowieso kämpfen gerade junge Eltern häufig mit Verschuldung, da auf der einen Seite nicht ausreichend Einkommen generiert werden kann und auf der anderen Seite die hohen Kosten für den Familienunterhalt entgegenstehen. So kostet ein Kind bis zum 18. Lebensjahr rund 120.000 Euro – zumindest nach der Rechnung des statistischen Bundesamtes. Die Höhe des Kindergeldes spielt dabei keine wesentliche Rolle, denn sie reicht keinesfalls aus, um den Kindern eine Grundversorgung zu gewähren.

Eltern, welche arbeiten gehen, aber den gemeinsamen Lebensunterhalt nicht finanzieren können, haben noch weitere Möglichkeiten, um vom Staat Unterstützung zu erhalten. So ist etwa der Kinderzuschlag zu nennen, welcher von einigen Eltern einfach nicht in Anspruch genommen wird. Für diese Familien ist häufig auch der Antrag auf Wohngeld möglich. Auch das Elterngeld sowie das Mutterschaftsgeld sollten bei einer Geburt nicht außer Acht gelassen werden. Häufig sind in der Steuer viele Dinge möglich, welche entlasten. So etwa bei Kindern, welche eine Kinderbetreuung in Ansprung nehmen – die Kinderbetreuungskosten sind in der Steuer absetzbar. Für Schulkinder gibt es häufig mögliche Zuschüsse für die Klassenfahrt.

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