Vegane Ernährung bei Kindern

Immer mehr Veganer gehen heute dazu über, auch ihre Kinder ohne tierische Produkte zu ernähren. Eben das wird von vielen aber als äußerst kritisch angesehen. Wie gesund oder ungesund eine vegane Ernährung für Kinder tatsächlich ist, darüber wird sich selbst unter Ernährungsexperten und Ärzten noch gestritten. Eine einfache Antwort auf die Frage, ob Kinder auf diese Weise ernährt werden sollten, gibt es deshalb nicht. Weitere Informationen werden nachfolgend vorgestellt.

Vegane Ernährung bei Kindern ist möglich

Prinzipiell ist eine vegane Ernährung bei Kindern ganz ohne Nebenwirkungen oder Mangelerscheinungen möglich. Allerdings ist vegan an sich erstmal ein sehr weit gefasster Begriff. Wichtig ist vor allem, wie genau die Ernährung im Kindesalter aussieht. Auch nur mit veganen Produkten können Menschen sich zuweilen äußerst ungesund ernähren. Nur mit Pommes und Süßigkeiten wird es sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern unweigerlich zu Mangelerscheinungen kommen. Bei Kindern können diese aber zuweilen weitaus dramatischere Auswirkungen haben. Wichtig für Eltern ist deshalb, auf eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung ihrer Kinder zu achten. Veganer müssen mehr als andere darauf achten, genügend Nährstoffe zu erhalten. Bei Kleinkindern ist das noch relativ einfach möglich, da die Eltern hier meist sämtliche Speisen bestimmen. Spätestens bei einem Teenager kann es aber zu einer Herausforderung werden. Auch sollten frischgebackene Mütter beachten, dass eine vegane Ernährung erst nach dem Stillen beginnen sollte. Säuglinge sollten nach Meinung nahezu aller Mediziner solange Muttermilch bekommen, wie sie diese benötigen. Steht keine Muttermilch zur Verfügung, empfehlen Experten das Ausweichen auf Ersatzprodukte aus tierischer Herkunft. Sojamilch und Co. sind aber keine Alternative. Im Interesse der Gesundheit des Kindes sollten die eigenen Ideale deshalb in einem solchen Fall zurückgestellt werden.

Risiken im Kindesalter beachten

Die vegane Ernährung bringt viele Vorteile mit sich. Sie erzieht Kinder zu einer bewussten Ernährung und kann außerdem dabei helfen, Fettleibigkeit vorzubeugen. Allerdings sind die Risiken dabei nicht zu unterschätzen. Ein Mangel an Nährstoffen kann Kinder nachhaltig beeinträchtigen. Bekannt sind unter anderem Fälle, in denen Mangelerscheinungen zu bleibenden Hirnschäden geführt haben. Darüber hinaus kann auch das Wachstum gestört werden oder Kinder bleiben in der Entwicklung zurück. Trotz all dieser Gefahren ist nicht gesagt, dass der Trend einer veganen Ernährung im Kindesalter nicht möglich oder nicht zu empfehlen sei. Eltern müssen aber genau darauf achten, dass die eigenen Kinder sich gesund ernähren, genug zu essen bekommen und es ihnen an nichts mangelt.

Nebenwirkungen ohne Fleisch?

Die häufigsten Nebenwirkungen bei einer veganen Ernährung stehen im Zusammenhang mit dem Vitamin B12. Jenes nehmen die meisten Menschen hauptsächlich durch tierische Produkte zu sich, da es in pflanzlichen Lebensmitteln so gut wie nicht vorhanden ist. Wichtig ist die Aminosäure in erster Linie zur Blutbildung und der Zellteilung. Eine Unterversorgung kann zu chronischer Erschöpfung und Müdigkeit sowie zu Nervenschäden und Blutarmut führen. Im Kindesalter kann auch das Wachstum beeinträchtigt, im Extremfall sogar gestoppt werden. Auf eine ausreichende Versorgung ist deshalb in jedem Fall zu achten. Vitamin B12 muss dabei nicht unbedingt aus Fleisch stammen, es gehört aber unbedingt in den Ernährungsplan von Kindern.

Aushelfen mit Vitaminpräparaten

Viele Ärzte und Ernährungsexperten empfehlen bei der veganen Ernährung im Kindesalter zusätzliche Vitaminpräparate, um eine Unterversorgung zu vermeiden. Grundsätzlich spricht auch nichts gegen solche Mittel. Eltern können damit ganz ohne tierische Produkte sicherstellen, dass ihre Kinder genügend Vitamin B12, Eisen und weitere Nährstoffe erhalten, die in pflanzlicher Nahrung in eher geringeren Mengen vorkommen. Zu achten ist beim Kauf aber auf die Zusammensetzung. Einige Präparate werden mit Milchsäure oder anderen tierischen Zusatzstoffen hergestellt. Das läuft einer veganen Lebensweise natürlich zuwider.

Nicht zu streng sein

Auch wenn eine vegane Ernährung in vielerlei Hinsicht lobenswert ist und bei manchen Eltern mit Idealen zusammenhängt, so empfehlen die meisten Erzieher, es nicht allzu streng mit den eigenen Kindern zu nehmen. Sollten die mal bei einem Geburtstag oder einer ähnlichen Gelegenheit einen Kakao trinken, ist dies kein Grund für eine Bestrafung oder Ähnliches. Mit der einen oder anderen Ausnahme gelingt es veganen Kindern, sich besser in einer Gruppe zurechtzufinden. Wird die vegane Ernährung hingegen allzu offensichtlich zur Schau gestellt, so kann dies zu Ausgrenzung führen, was wiederum psychische Störungen verursachen oder begünstigen kann. Gerade für Kinder ist das soziale Miteinander oft wichtig und leider wird die vegane Lebensweise noch längst nicht von jedem akzeptiert. Damit kommen Erwachsene in der Regel problemlos klar, Kindern fehlt es dafür aber schlicht an Lebenserfahrung.

Sollte das eigene Kind einmal gegen die vegane Ernährung verstoßen haben, ist ein Gespräch sicher sinnvoll, um die Auswirkungen zu besprechen. Eltern dürfen dem Kind klarmachen, dass sie mit dem Konsum von Milch oder Fleisch Tieren schaden, bei älteren Kindern darf auch auf die Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit hingewiesen werden. All das sollte jedoch stets in einem ruhigen und freundlichen Ton geschehen, mit der Androhung von Strafen erreichen Eltern meist das genaue Gegenteil von dem, was sie erreichen wollen. Nicht zuletzt sollten Eltern keine Angst davor haben, dass ihre Kinder womöglich mit der Zeit anfangen, Fleisch zu essen. Die vegane Ernährung hat fraglos ihre Vorzüge, sowohl gesundheitlich als auch ethisch. Sie sollte aber nach Ansicht von Erziehern und Ärzten niemandem aufgezwungen werden, schon gar nicht den eigenen Kindern. Entscheidet sich ein Kind also zu irgendeinem Zeitpunkt, nicht mehr vegan leben zu wollen, so müssen die Eltern das zwangsläufig akzeptieren. Verhindern können sie den Konsum von tierischen Lebensmitteln langfristig ohnehin nicht.

Nichts dem Zufall überlassen

Wer sich bei seinen Kindern für eine vegane Ernährung entscheidet, sollte dies in jedem Fall auch mit einem Arzt abklären. Dafür reicht schon der eigene Hausarzt aus, der Tipps für die Ernährung geben kann oder spezielle Vitaminpräparate ohne tierische Zusatzstoffe empfiehlt. In regelmäßigen Abständen sind Untersuchungen sinnvoll, mit denen Mangelerscheinungen schon frühzeitig festgestellt werden können. Sollte eine solche dann trotz aller Vorsichtsmaßnahmen einmal vorliegen, lassen sich zeitnah Gegenmaßnahmen einleiten, wodurch langfristige Folgen vermieden werden können. Es sollte sich auch niemand allzu sehr auf generelle Empfehlungen durch Ernährungsexperten verlassen. Zum einen gibt es kaum irgendwo so viele gegensätzliche Meinungen wie bei der Ernährung. Der eine Experte hält vegane Ernährung für die gesündeste Lebensweise überhaupt, andere halten jeden Essensplan ohne Fleisch für lebensbedrohlich. Allein dadurch sind die Empfehlungen oft eine Glaubenssache. Noch dazu handelt es sich aber stets um pauschale Aussagen. In der Praxis ist jedoch jeder Mensch anders. Nur weil eine Ernährung bei einem bestimmten Menschen funktioniert, bedeutet das nicht automatisch, dass dies auch bei allen anderen die Gesundheit steigert. Dies gilt natürlich auch bei Kindern. Wichtig ist deshalb der Einzelfall. Mit etwas Erfahrung, Geduld und der Unterstützung vom Hausarzt findet sich mit der Zeit eine geeignete Ernährung für Kinder. Die kann dann auch vegan sein.

Fazit

Die vegane Ernährung bei Kindern ist möglich, stellt Eltern aber vor zusätzliche Herausforderungen. Darüber muss sich jeder im Klaren sein und den Ernährungsplan entsprechend anpassen und gegebenenfalls mit einem Arzt absprechen. Neben der Gesundheit gilt es ab dem Kindergartenalter auch soziale Komponenten zu beachten, um Ausgrenzung zu vermeiden. Wer sich in das Thema reinkniet und für seine Kinder etwas mehr Aufwand in Kauf nimmt, kann aber eine vegane Ernährung erreichen, bei der keine Mangelerscheinungen auftreten werden.

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