Es ist eine der größten Herausforderungen, die kleinste Zelle der Gesellschaft – die Familie – so zu managen, dass alle davon profitieren und sich jedes Familienmitglied zu Hause und verstanden, geborgen und angenommen fühlt. Häufig ist dies in unserem stressigen Familienalltag nicht ohne weiteres möglich. Doch wie können wir unser Familienleben entschleunigen? Und was sagen die Autoren Julia Dibbern und Nicola Schmidt in ihrem Buch „Slow Family: Sieben Zutaten für ein einfaches Leben mit Kindern“ dazu?
Wie das Informationszeitalter unser Familienleben (nicht nur positiv) bestimmt
Wir leben im Informationszeitalter. Alles wird über Informationen beeinflusst. Längst ist in allen Familien der „Digital Lifestyle“ angekommen. Unsere Gedanken, die rund um die Uhr von globalen Medien heimgesucht werden, unsere Nahrung und Kleidung, über die wir noch niemals zuvor so viele Details und Einzelheiten bekommen konnten sowie die Vielzahl an Freizeitaktivitäten und Urlaubsangeboten überfluten uns Konsumenten. Der Run auf den passenden Kindergarten sowie die geeignetste Grundschule und alle außerschulischen Betätigungsfelder nimmt uns den Atem, denn wir wollen es ja richtig machen und die optimalen Richtlinien zum Wohl unserer Kinder festlegen.
Und aus diesem Meer an Informationen heißt es das Ideal, das Optimum für unsere Familie heraus zu filtern und klare Entscheidungen zu treffen, auch im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten. Doch wie gelingt diese Auswahl? Wo endet die Informationsflut und beginnt der Wahnsinn? Und was bedeutet „Slow Family“?
Allem sei vorausgeschickt, wie es eben nur Paracelsus zeitlos treffend bemerkte:
In der Dosis liegt das Gift!
Paracelsus (Arzt, Alchemist, Astrologe, Mystiker und Philosoph)
Alles darf gelebt und genossen werden, wenn wir auf das Maß achten. Und genau da liegt die Herausforderung unserer Epoche.
Die richtigen Ziele definieren
Auch müssen wir uns klar darüber sein, was wir mit unserer Familie erleben wollen und welche Ziele für die einzelnen Mitglieder unseres Familienverbandes erreicht werden sollen. Was ist uns wichtig? Karriere und Konsum um jeden Preis oder auch Lebensfreude, Nachhaltigkeit, Gesundheit und Nächstenliebe?
Wenn wir uns für eine Familie entscheiden, haben wir automatisch soziale Verantwortung übernommen. Kann man alles miteinander verbinden?
Das Buch „Slow Family“ von Julia Dibbern und Nicola Schmidt
Zwei Schweizerinnen, Julia Dibbern und Nicola Schmidt, glauben den Stein der Weisen gefunden zu haben und ratschlagen in Ihrem Buch: „Slow Family“, dass es sieben Zutaten braucht, um ein glückliches Familienleben zu zelebrieren und trotzdem mit den Alltagsanforderungen mithalten zu können. Hier nun sind die Ingredienzien für das Gelingen eines erfüllten, einfachen Lebens:
Liebe
Grundzutat und das ist eine Binsenweisheit sei die Liebe, soweit so gut. Natürlich gelingen die Aufgaben, denen wir uns stellen nur mit der nötigen Zuwendung und Wärme. Kinder und Eltern müssen hier beide an einen Strang ziehen. Lasst uns also liebevoll ans Werk gehen und voller Liebe die Mahlzeiten zubereiten, umso besser werden sie schmecken.
Natur
Und das die Natur die beste Heilerin sei, ist als Erkenntnis so neu nicht. Also raus in den Garten oder Park, aufs Feld oder in den Wald bei jedem Wetter. Der Erfolg der Waldkindergärten spricht für sich. Es ist inzwischen wissenschaftlich gut belegt, dass der Aufenthalt im Wald besonders ohne Smartphone, iPhone oder Ähnlichem uns Menschen ob groß oder klein gesunden lässt.
Achtsamkeit
Daraus ergibt sich fast zwangsläufig eine Achtsamkeit allen belebten und unbelebten Dingen gegenüber. Wir lernen wieder gemeinsam zu staunen über die unzähligen Wunder unserer Natur. Und jede Jahreszeit hat immer wieder ihre eigenen Zauberkreationen im Ärmel. An der Schwelle zum Winter bezaubert der Frost mit seiner glasklaren Kühle und sein eisiges Schweigen lässt Baum und Strauch glitzern vom Raureif und verharren bis der Frühling die Wiedergeburt allen Lebens befiehlt.
Gemeinschaft
Unverzichtbar ist bei allen Lebensformen und jeder Lebensart die Gemeinschaft. So verschieden sie heutzutage auch sind, so hat jede Gemeinschaft doch immer die Aufgabe, aufzufangen, dazu zu gehören, Geborgenheit und Rat zu finden. Ein Mehrgenerationenhaus bietet ebenso Halt für jedes Mitglied der Familie wie Patchworkfamilien oder Kommunen und Ökodörfer, die ihre Aufgaben, Herausforderungen und Projekte gemeinsam lösen.
Ressourcen
Zu achten und hüten, was wir haben und aus dem zu schöpfen, was uns zur Verfügung steht ist ein weiterer Schritt hin zu einem erfüllten Familienleben. Denn es bringt immer nur eine kurze oberflächliche Befriedigung dem neuesten Konsumtrend hinterher zu hecheln. Sich zu besinnen, dass im Keller Holzbretter für ein Vogelhäuschen zum Selber Basteln da sind, aus alten Stoffresten wunderschöne Patchworkdecken zusammen genäht werden können oder gemeinsam Stoffpuppen genäht werden, sind nur einige Beispiele. Zahllose Empfehlungen findet man auf YouTube, Dinge aus Verpackungen oder altem Haushaltsrat neu entstehen zu lassen. Damit zeigt man den Kindern eine schonende Nutzung unserer Ressourcen und den bewussten Umgang mit allen Dingen. Und Geld spart es obendrein.
Wissen
Es ist ganz großartig wenn wir mit unseren Kindern in den Dialog gehen. Wie schön, wenn sie unaufhaltsam Fragen stellen, von denen wir oft nicht alle sofort beantworten können und so mit ihnen gemeinsam auf die Suche nach der Lösung gehen können. Und für diese vielen Fragen dürfen wir dankbar sein, denn sie erinnern uns daran, dass nichts selbstverständlich ist. Und je mehr unsere Kleinen fragen, umso größer wird ihr Wissensdurst und das Verständnis für die Welt und wachsen Empathie und Mitgefühl. Die Welt verstehen heißt Lieben, erinnere ich mich an ein Zitat.
Zauber
Und all diese Geschenke der Natur gemeinsam zu bestaunen und auch was der Mensch an Bauwerken, Kunstwerken, technischen Errungenschaften und Musikwerken jemals hervor gebracht hat, das alles grenzt schon an Zauberei.
„Slow down your life“ von Dr. Kai Romhardt
„Slow down your life“ verspricht auch Dr. Kai Romhardt in seinem Bestseller, der auch als Hörbuch zu haben ist. Er empfiehlt Entschleunigung als probates Mittel zur Prävention von Burnout. Immer wenn sich Ereignisse zu überschlagen drohen, einfach kurz inne halten, einatmen und ausatmen und bewusst gegen die Geschwindigkeit steuern und Inne zu halten.
Viele nützliche Empfehlungen können auch Werner Tiki Küstenmachers „Simplify your life“ entnommen werden. Weniger Dinge und Events aber dafür intensiver wahrnehmen und Vor- und Nachfreude feiern, damit die Seele mitkommen kann.
„Beeil‘ dich!“, „Jetzt mach‘ schon!“ – viel zu oft sagen wir diese Dinge und schaffen uns damit zusätzlichen Stress. In Griechenland jedoch heißt der Ausspruch eher: „Siga, siga!“ (langsam, langsam). Davon sollten wir uns eine Scheibe abschneiden.
Die beiden Werke zusammengefasst: Weniger ist oft mehr!
Du hast selbst gute Ideen, das Leben zu entschleunigen und die Zeit mit der Familie wieder mehr zu genießen? Du lebst bereits „Slow Family“ im Alltag aus? Schreibe uns auf Facebook, wir freuen uns auf eure Erfahrungen.