Pflege alter Menschen in der Familie – Wie ist das möglich?

Pflegende Angehörige stehen vor großen Herausforderungen. Sich um eine kranke Mutter oder Vater zu kümmern, ist keine Kleinigkeit, muss aber wiederum auch keinesfalls in einer Zerreißprobe enden! Immer häufiger hört man nun von Menschen, die sich der Aufgabe stellen und ihr Bestes geben, um Eltern oder Großeltern ein bisschen was zurückzugeben und den Lebensabend noch angenehm und möglich selbstwirksam zu gestalten. Um sich dabei nicht zu verausgaben, lohnt es sich auf ein paar Dinge zu fokussieren, die helfen, einen klaren Blick auf das Thema zu behalten. Selbst, wenn man mittendrin steckt.

1. Die Umgebung optimieren

Die häusliche Mobilität ist ganz entscheidend für einen kranken oder alten Menschen, um sich weiterhin trotzdem selbstwirksam und eigenständig zu fühlen. Die Pandemie hat auch unser Zuhause geprägt und einiges verändert. Wenn die körperlichen Kräfte schwinden, dauert es manchmal nicht lange, bis auch Lebensmut und emotionale Verfassung kippen. Daher ist es sehr wichtig, im Äußeren zu unterstützen, was möglich ist. Manche Ehepaare treffen hier bereits Jahre vorher die geeigneten Maßnahmen, wie ihre Wohnung altersgerecht aufgerüstet werden kann. Aber auch später kann einiges am Haus optimiert werden, um alten Menschen und ihrer Familie die Pflege zu erleichtern und den Alltag zu verbessern. Handicare-Treppenlifte beispielsweise erhöhen die häusliche Mobilität, wenn sich im Haus schwer zu überwindende Treppen oder Barrieren befinden. Andere Umbauten wie niedriger Wanneneinstieg, Haltegriffe, Sitzgelegenheiten im Bade- und Ankleidebereich – all das sind sehr wertvolle Investitionen, die pflegende Angehörige im Durcheinander manchmal vergessen.

2. Zeitpläne und Struktur

Viele Angehörige zermürben sich über der Aufgabe auch an Unregelmäßigkeit, Zeitdruck und tun sich schwer Strukturen zu schaffen. Da viele nebenher sogar noch arbeiten, ist es sehr wichtig, eine Struktur und einen wiederkehrenden Rhythmus zu finden, der Orientierung und Sicherheit gibt. Oft gerät man relativ spontan in die Rolle pflegender Angehöriger, doch wenn sich das ganze ein bisschen eingespielt hat, sagen wir nach den ersten drei Monaten, kann unbedingt mal danach geschaut werden, was sich an Struktur und Tagesablauf optimaler eintakten lässt. So spart man täglich viel Kraft.

3. Netzwerke nutzen

Ebenfalls wichtig zur Regeneration der eigenen Energien ist es ein funktionales Netzwerk zu haben. Freunde, Familie und liebe Menschen geben einem pflegenden Angehörigen Kraft durchzuhalten. Denn vor allem emotional ist es eine große Aufgabe, wenn Kinder zusehen müssen, wie die eigenen Eltern an Lebenskraft und Mobilität verlieren. Wer keine Freunde hat, dem helfen Selbsthilfegruppen und Angehörigen Gruppen heute sehr gut. Hier tauschen sich Menschen in ähnlichen Lebenssituationen aus und geben einander Hoffnung.

4. Hobbys und kleine Freuden erhalten

Dennoch leiden auch besonders die älteren, kranken Herrschaften unter den Veränderungen. Mit ansehen zu müssen, wie der früher so agile Körper sich in immer schlechterer Verfassung zeigt, ist keine Kleinigkeit. Daher ist es ebenso wichtig, möglichst viel an Flexibilität zu erhalten und Tagesbeschäftigungen, Hobbys und kleine Freuden bestmöglich beizubehalten, die auf andere Gedanken bringen und Spaß machen. Wer früher gern gepuzzelt hat, sollte eine eigene Ecke dafür eingerichtet bekommen. Wer viel spazieren ging, dem helfen Handwagen, Stock oder Rollator, kleine Wege zurückzulegen. Wer noch einkaufen kann, sollte den Gang in den Supermarkt unbedingt noch machen!

5. Kein Druck, kein Stress

Der wohl wichtigste Rat ist, sich in dieser Lebensphase nicht unnötigem Druck und Stress auszusetzen. Auch wenn sich das manchmal als herausfordernd darstellt, so kann man jeden Tag kognitiv trainieren, jeder Situation mit ruhiger und gelassener Geisteshaltung zu begegnen. Und dies wird sich zudem spürbar auf den kranken Menschen übertragen. Kleine Denkanstöße hierzu sind zum Beispiel immer ausreichend den Moment zu erleben, das Wetter loben, wenn es schön ist, über das Essen zu sprechen, einfach leichte, kleine Dinge, die lebendig halten und die nicht zu problembehaftet sind.

Bei Kräften bleiben

Egal, welche Umbauten am Haus vorgenommen werden, entscheidender ist doch mehr noch das mentale Handwerkszeug hinter der pflegenden Tätigkeit. Gerade durch die starke Bindung, die pflegende Angehörige zu ihren Liebsten haben, kann es sehr kompliziert werden, einen klaren Blick zu behalten, wenn man mittendrin steckt. Aber wer sich jeden Tag innerlich neu aufstellt, bei Kräften zu bleiben, kann die Aufgabe gut für sich meistern.

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