Der Bewegungskindergarten – ein gesundes Konzept für die kindliche Entwicklung

Die Idee ist plausibel und gut durchdacht: Kinder brauchen Bewegung für die geistige und körperliche Entwicklung. Bewegungsmangel führt bei Kindern zu Übergewicht, Konzentrationsstörungen und Entwicklungsstörungen. Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang. Ihr Denken und Handeln ist eng mit Bewegung, Kräftemessen und Interaktion mit anderen Kindern verbunden. Der Zusammenhang zwischen Körper und Psyche ist bei Kindern noch besonders stark ausgeprägt. Stress und psychische oder seelische Belastungen können sich bei Kindern sehr stark in körperlichen Reaktionen ausdrücken. Mattigkeit und Unwohlsein sind die Folge. Die ganzheitliche Betrachtung der Psyche und Physis spielt auch in der Gesundheitsmedizin für Erwachsene eine wichtige Rolle. Bei heranwachsenden Kindern hat der Zusammenhang zwischen körperlicher und geistiger Entwicklung einen nachhaltigen Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung. Ist das Konzept des Bewegungskindergartens die Lösung?

 

Folgen von Bewegungsmangel

Bewegung und Interaktion bedeutet für Kinder nicht, dass gymnastische Übungen oder sportliche Wettkämpfe in strenger Disziplin und organisatorischer Exaktheit durchgeführt werden. Herumtoben, Schreien, Klettern, Rennen, Springen und Hüpfen entspringen dem natürlichen Bewegungsdrang. Mannschaftsspiele mit anderen Kindern fördern die Fähigkeit zur Interaktion. Der Spaß ist ein wichtiger Faktor der Motivation. Bewegungsmangel, der im Zeitalter der digitalen Individualbeschäftigung auch für Erwachsene zum Problem wird, führt nicht nur zum leidigen Übergewicht. Pädagogen erkennen neben dem Übergewicht bei Kindern außerdem Haltungsschäden, Konzentrationsstörungen, Beeinträchtigungen der Wahrnehmungsfähigkeit, Koordinationsprobleme und ängstliches, wie auch aggressives Verhalten. Gerade deshalb sind neue Konzepte gefragt und ein Bewegungskindergarten kann die dringend benötigten Bewegungsangebote für die Kinder bereitstellen, die sich nicht in einem Verein außerhalb des Kindergartens verausgaben.

 

Bundesweit erkanntes Problem

Bewegungsangebote im KindergartenDie Problematik ist nicht neu. Seit Jahrzehnten stellen Erzieher und Pädagogen einen Trend zur Bewegungsarmut und Gewichtszunahme bei den Kindern fest. Statistiken und Feldforschungen bestätigen die Beobachtungen. Zwischenzeitlich erkennen selbst Politiker die Problematik an und dringen auf Besserung. Das Konzept Bewegungskindergarten setzt insofern nur eine Thematik in den Mittelpunkt des Handelns, die ohnehin zu den pädagogischen Grundkenntnissen der Kinder Erziehung gehört. Neben den Voraussetzungen der Einrichtung des Kindergartens mit Spielplätzen, Klettergerüsten, Mulden und Hügeln sind auch klare pädagogische Konzepte für die Verknüpfung von Spielspaß und zielgerichteter Ausbildung motorischer Fähigkeiten erforderlich. Die finanziellen Mittel für die Einrichtung von Bewegungskindergärten wurden in der Vergangenheit teilweise von Sportvereinen und Stiftungen bereitgestellt. Kommunale und überregionale Politiker sprechen sich zunehmend für die Einrichtung von Bewegungskindergärten aus und stellen Mittel für die Finanzierung bereit.

 

Kennzeichnung

Der Begriff Bewegungskindergarten ist nicht geschützt. Theoretisch könnte sich jeder Kindergarten, in dem Platz zum Rennen da ist, sich selbst Bewegungskindergarten nennen und Fördermittel beantragen. Aus diesem Grund haben sich in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen Qualitätszirkel gegründet, die das Vorhandensein der pädagogischen Voraussetzungen und der Ausstattung prüfen und ein Zertifikat vergeben. Das Konzept könnte sich schnell bundesweit durchsetzen.

 

Bewegungskindergarten Checkliste

Das Vorhandensein folgender Ausstattung sollte von Eltern geprüft werden, die ihre Kinder in einem Bewegungskindergarten zur Betreuung geben möchten:

  • natürliche oder künstlich angelegte Hügel, Mulden und Gräben, über die Kinder sich bewegen können,
  • Gruppen- und Funktionsräume für Bewegungsaktivitäten,
  • Klettermöglichkeiten Indoor und Outdoor,
  • Rollbretter, Drehscheiben oder Matten für Gleichgewichtsübungen,
  • Sportgeräte wie Bälle, Medizinbälle oder andere Sportgeräte für Mannschaftsspiele,
  • Möglichkeiten zum Schaukeln, Balancieren, Klettern, Hangeln,
  • ein durchdachtes pädagogisches Konzept für die Förderung der sportlichen Bewegung,
  • einschließlich Tagespläne und Gruppenarbeit.

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