Erziehungsstile

Bei dem Thema Erziehung und Pädagogik scheiden sich die Geister – die Erziehungsstile, Erziehungsformen und Erziehungsmethoden befinden sich zudem ständig im Wandel. Jeder Erziehungsratgeber versucht seine eigene Meinung als beste Lösung hervorzuheben. Die Auswahl verschiedener Erziehungsstile ist groß. Mit ziemlicher Sicherheit ist jedoch keine Erziehungsmethode perfekt, aber jeder denkt, dass seine Art und Weise die Richtige ist. Erziehungsstile beschreiben grundlegende Einstellungen und Verhaltensmuster, die Erziehende bei ihrer Tätigkeit erkennen lassen – also das Verhalten der Eltern dem Kind gegenüber. Die unterschiedlichen Erziehungsstile sind hier mit ihren Merkmalen zusammen mit vielen Tipps und Fallbeispielen im Ratgeber zur Kindererziehung zusammengefasst.

Verschiedene Erziehungsstile in der Übersicht

Erziehungsratgeber - verschiedene Erziehungsmethoden und Erziehungsformen

Ratgeber zur Kindererziehung: Welche Merkmale haben die einzelnen Erziehungsstiele, was sind die Definitionen der verschiedenen Erziehungsmethoden und: Erziehungsziele und Vorstellungen über Erziehung früher und heute im Vergleich – was hat sich bei der Kindererziehung geändert?

Autoritärer Erziehungsstil

Der autoritäre Erziehungsstil ist das Gegenstück zum Antiautoritären Erziehungsstil. Diese Erziehungsmethode war in den frühen 30er-Jahren weit verbreitet. Diese Erziehungsform gilt in der modernen Gesellschaft als „eingestaubt“ und findet heute eher wenig Anwendung. Die Eltern gewähren dem Kind keine Freiheit und kein Mitspracherecht. Die Selbstentfaltung und der Entscheidungsfreiraum des Kindes wird bei einem autoritären Erziehungsstil stark unterdrückt, es herrscht ein Gehorsamszwang. Die Eltern üben auf das Kind eine übermäßige Kontrolle aus. Der Heranwachsende gestaltet seinen Alltag nach den Regeln der Eltern, so werden beispielsweise Freizeitaktivitäten von den Erziehungsberechtigten auferlegt. Die Erziehung basiert auf dem Prinzip Belohnung und Bestrafung („Zuckerbrot und Peitsche“), Gefühle zeigen gilt als Schwäche. Die „Elterndiktatur“ hat bei dieser Form zur Folge, dass es dem Kind in späteren Jahren schwer fällt Entscheidungen zu treffen und den Alltag allein, ohne Vorgaben Anderer, zu meistern. Ebenso ist auffallend, dass Menschen, die autoritär erzogen wurden, oft verschlossen sind und sich der Gesellschaft unterordnen, da die Entwicklung eines gesunden Selbstwertgefühles durch die autoritäre Erziehung unmöglich war.

Autokratischer Erziehungsstil

Der autokratische Erziehungsstil kann als Steigerung des autoritären Erziehungsstiles betrachtet werden. Es wird davon ausgegangen, dass es zwingend erforderlich ist, sich dem Kind gegenüber autoritär zu verhalten. Die autokratische Erziehung basiert auf der Annahme, dass Kinder eine „starke Hand“ mit strengen Regeln ohne Kompromisse brauchen. Der Nachwuchs wird bei autokratischen Erziehungsmethoden in Entscheidungen nicht mit eingebunden und hat kein Mitspracherecht. Mit dieser Erziehungsform wird die Entwicklung von Kreativität, Eigeninitiative und einem gesunden Selbstbewusstsein verhindert.

Autoritativer Erziehungsstil

Der autoritative Erziehungsstil ist zwischen dem autoritären und permissiven Stil zu platzieren. Bei der autoritativen Erziehung besteht eine offene Kommunikation zwischen Kind und Eltern. Die Eltern gehen bei der Kindererziehung feinfühlig auf ihr Kind ein und verhalten sich responsiv. Der Nachwuchs wird in seiner Selbstständigkeit und Individualität unterstützt. Die Rechte der Kinder finden genauso an Beachtung, wie die der Eltern. Beide Seiten werden bei einer autoritativen Erziehung zur Entscheidungsfindung einbezogen. Die Eltern erwarten von Ihren Kindern ein altersgerechtes, reifes Verhalten. Ein nicht Einhalten der Regeln hat Sanktionen zur Folge, oft sind diese auch stärker, als zur Erlangung der Einwilligung des Kindes erforderlich gewesen wären.

Permissiver (nachgiebiger) Erziehungsstil

Beim permissiven Erziehungsstil (nachgiebiger Erziehungsstil) verhalten sich die Eltern dem Kind gegenüber akzeptierend, sensibel und kindzentriert. Die Individualität und Selbstständigkeit des Kindes wird bei der permissiven Erziehung unterstützt. Bei anstehenden Entscheidungen wird die Meinung des Kindes mit einbezogen. Bei dieser Erziehungsmethode ordnen sich häufig die Eltern den Wünschen des Kindes unter. So kommt es dazu, dass in diesen Familien wenig Wert auf das Erlernen und Einhalten sinnvoller Regeln gelegt wird. Die Kinder weisen deshalb oft keine altersgerechte Entwicklung hinsichtlich der Sprach- und Sozialkompetenz auf. Außerhalb der Familie fällt es den Kindern, welche permissiv erzogen werden, schwer Regeln und Normen zu befolgen, da Sie oft nur ihren persönlichen Neigungen und Interessen nachgehen.

Antiautoritärer Erziehungsstil

Die Eltern erziehen ihre Kinder beim antiautoritären Erziehungsstil ohne Grenzen und Regeln. Das bedeutet jedoch nicht, dass das Kleinkind mit einem Messer spielen darf. Alles muss auch bei dieser Erziehungsform im Rahmen bleiben, das Kindeswohl darf nicht gefährdet sein. Prinzipiell gilt, dass der Nachwuchs bei einer antiautoritären Erziehung nicht bestraft wird, egal was er tut. Das Kind soll seine Erfahrungen selber machen und aus diesen Lernen. Dem Kind wird viel Spielraum und Entscheidungsfreiheit gewährt, demnach hört der Nachwuchs selten ein „Nein“. Gehandelt wird von dem Kind nach dem Lustprinzip. Im Erwachsenenalter sind diese Kinder oft kreativer, kommen aber auch teilweise schlechter mit der Gesellschaft zu Recht – da diese durch Regeln und Normen geprägt ist. Die Kinder antiautoritärer Erziehung werden oftmals als egoistisch eingestuft, denn sie durften ja immer machen, was sie wollten. 80 Prozent der Eltern stufen es heutzutage als selbstverständlich ein ihr Kind antiautoritär zu erziehen. Dieser Erziehungsstil gilt als Vorläufer des demokratischen Erziehungsstils, und stimmt in vielen Merkmalen mit den Erziehungszielen überein.

Demokratischer Erziehungsstil

Der demokratische Erziehungsstil tritt in die Fußstapfen der antiautoritären Erziehungsmethode. Die Eltern sind ihren Kindern bei der demokratischen Erziehung gegenüber offen eingestellt. Dem Kind wird beim demokratischen Erziehungsstil ein ausgewogenes Verhältnis von Autorität und Freiheit vermittelt. Die Erziehende nehmen ihre Kinder als Partner mit einer eigenen Auffassung wahr. Der Umgang miteinander ist dadurch sehr transparent. Wie viele andere Erziehungsstiele auch: Das letzte Wort bleibt bei den Eltern. Je älter das Kind wird, desto eigenverantwortlicher und selbständiger darf es bei dieser Erziehungsform Handeln. Kommunikation und Interaktion ist den Eltern wichtig. Das wirkt sich im Erwachsenenalter positiv aus: Da in Diskussionen Entscheidungen zwischen Eltern und Kind gemeinsam getroffen wurden, ist der Sprachstil und Wortschatz der Heranwachsenden anspruchsvoller und komplexer als der von Anderen. Das Auftreten der demokratisch erzogenen Kinder ist selbstbewusster und sie verfügen über eine größere Leistungs- und Lernbereitschaft. Die Erziehungsmaßnahmen des Erziehungsstils sind nur umsetzbar, wenn den Kindern, unter Anleitung der Eltern, Grenzen definiert und verständlich näher gebracht werden. Aus dem hohen Maß an Spielraum und Entscheidungsfreiheit resultieren im Erwachsenenalter  die Eigenschaften: Teamfähigkeit- und Selbstständigkeit.

Egalitärer Erziehungsstil

Der egalitäre Erziehungsstil: Diese Art von Erziehungsmethode kann als Steigerung des demokratischen Stils angesehen werden. Wie das Wort „egalitär“ bereits sagt, geht es bei diesem Erziehungsstil um absolute Gleichberechtigung. Eltern sehen ihre Kinder als gleichwertige Lebewesen an. Alle haben die gleichen Rechte und Pflichten. Wichtige Entscheidungen werden bei egalitärer Erziehung mit den Kindern besprochen und gemeinsam getroffen, dadurch wird die Eigeninitiative und Selbstständigkeit des Kindes gefördert. In den Diskussionen hat die Meinung der Eltern das gleiche Gewicht wie die des Kindes beim egalitären Erziehungsstil. Das kann dazu führen, dass die Einigung auf einen Konsens oft langwierig sein kann und viel Geduld erfordert. Im späteren Leben ist es möglich, dass diesen Kindern der Umgang mit vorgegebenen Regeln und Vorschriften Schwierigkeiten bereitet.

Laissez-Faire Erziehungsstil

Der Laissez-Faire Erziehungsstil kann als Unterform der antiautoritären Erziehung betrachtet werden. Die Eltern geben dem Kind bei einer Laissez-Fairen Erziehung nur minimale Vorgaben wodurch es sich im Wesentlichen selbst überlassen wird. Dadurch wir ein klarer Rahmen hinsichtlich der Sicherheit und Orientierung des Kindes gesprengt. Die Erziehungsberechtigten verhalten sich weitestgehend passiv. Die Eltern haben kaum Erwartungen an das Kind und sind im Extremfall dem gegenüber gleichgültig und uninteressiert – Kindererziehung mit ernsthaften Erziehungsmaßnahmen findet kaum statt. In der schlimmsten Form beim Laissez-Fairen Erziehungsstil vernachlässigen Eltern ihre Kinder. Aus solch einer schwierigen Kindheit resultieren im Jugendlichen- und Erwachsenenalter oft größere Anpassungsschwierigkeiten, häufig leider auch ein ausgeprägter Hang zu Kriminalität und Missbrauch von Drogen. Außerdem haben die Kinder Probleme in der Eltern-Kind-Beziehung und -Bindung (siehe auch Bindungsprobleme je nach Bindungstypen der Bindungstheorie) sowie ein zu geringes Selbstwertgefühl, da sie von den Eltern keine Anerkennung erhalten haben.

Negierender Erziehungsstil

Der negierende Erziehungsstil: Bei dieser Erziehungsform verzichten Eltern auf die Erziehung ihres Kindes, sie haben kein Interesse daran. Der Entwicklungsverlauf des Kindes ist für den Erziehenden völlig irrelevant. Es gibt für das Kind bei der negierenden Erziehung keinen Rahmen, der ihm Sicherheit geben könnte, keine Regeln und keine emotionale Bindung. Das Kind ist entgegen der meisten anderen Erziehungsstile völlig auf sich allein gestellt. Die Entwicklung des Heranwachsenden hängt von der Entwicklung und dem sozialen Umfeld ab – da theoretisch keine Erziehungsmaßnahmen erfolgen.

Im Familien-Alltag mit den Kindern wird häufig ein Konstrukt aus verschiedenen Erziehungsstilen angewendet. Nur selten findet sich die angewendete Reinform einer bestimmten Erziehungsmethode. Neben den Einflüssen von Kulturkreisen, wirkt sich auch das soziale Umfeld auf die Erziehung aus. Untersuchungen belegen, dass in Unterschichten oft ein vernachlässigender Erziehungsstil vorherrscht. Einflussfaktoren dafür sind eine strenge Arbeitsteilung, eine mangelnde Umweltoffenheit, eine geringe Konfliktbereitschaft und eine mangelnde Sozialisationsleistung des Vaters. Die Ausbildung von Grundqualifikationen wird dadurch behindert. In der Mittel- und Oberschicht haben die Eltern oft ein Interesse für die stetige Entwicklung des Kindes.

Die Erziehung von früher und heute hat sich im Vergleich natürlich auch verändert. Während eine strenge Erziehung früher weit mehr verbreitet war, sind die Vorstellungen über Erziehung und Erziehungsmaßnahmen heute im Schnitt wesentlich legerer. Verschiedene Erziehungsmethoden werden häufig kreativ miteinander vermischt und bilden damit im Grunde wieder eigene Erziehungsformen und Erziehungsstile – eine genaue Definition dieser fällt dann natürlich schwer. Erziehungsratgeber stellen immer wieder verschiedene Methoden und Formen der Kindererziehung vor – die Eltern müssen jedoch letztendlich selbst entscheiden, wie sie ihre Kinder erziehen möchten.

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