Neurodermitis bei Kindern und Jugendlichen

Ist von Neurodermitis die Rede, spricht man von einer chronischen Erkrankung der Haut, die mit Entzündungen, Trockenheit, Spannungegefühlen und starkem Juckreiz einhergeht. Sie zählt zu den atropischen Erkrankungen der Haut und wird durch diverse allergene Reize bei bestimmter genetischer Voraussetzung ausgelöst. Zusammenhänge zwischen den Schüben der Neurodermitis können beim Thema Ernährung, Psyche, Hormone (v.a. bei weiblichen Patienten), und bei typischen Allergieerregern wie Mikroben und Milben gefunden werden. Die Krankheit bricht meist bereits im Säuglingsalter aus und flacht symptomatisch nach der Pubertät ab. Besteht die Erkrankung auch im Erwachsenenalter weiter, sind meist Abhängigkeiten zu diversen Berufsgruppen indiziert.

Neurodermitis (atopisches Ekzem) ist nicht ansteckend; andere Bezeichnungen für die chronische Hautkrankheit sind: atopische Dermatitis, endogenes Ekzem, Asthmaekzem oder Prurigo Besnier.

 

Symptome der Neurodermitis beim Kleinkind bis zur Pubertät

Bei Säuglingen und Kleinkindern zeigen sich erste Symptome einer Neurodermitis besonders im Gesichts- und Kopfhautbereich. Es wird so genannter Milchschorf gebildet. Diese Bezeichnung leitet sich aus der typischen Erscheinung ab, die mit ihrer weißlich-gelben Schuppenkruste auf geröteter Haut an verbrannte Milch erinnert. Hinzu kommen Ekzeme an den Streckseiten der Extremitäten und/oder im Mundbereich. Betroffene Hautgebiete zeichnen sich durch extrem trockene, gereizte, gerötete Haut aus, die zeitgleich nässen kann.

Im Kleinkindalter treten weitere trockene Hautstellen vor allem in den Beugebereichen des Körpers auf. Betroffen sind Kniekehlen, Ellenbeuge und Handgelenke. Die Hautareale sind extrem trocken und schuppig, können nässen oder sogar einreißen und zu bluten beginnen. Trotz der extremen Trockenheit ist es der betroffenen Haut kaum bis gar nicht möglich, Wasser zu speichern.

Mit zunehmendem Alter werden die betroffenen Hautstellen dicker und können dabei deutlich sichtbar werden, indem die Haut vermehrt Pigmente anlagert oder verliert (dunklere bzw. hellere Hautareale). In diesem Stadium bildet sich meist die übrige Symptomatik vollständig zurück und tritt im Erwachsenenalter nur noch unter Einbezug bestimmter Allergene oder gar nicht mehr auf.

 

Behandlungsmöglichkeiten der Neurodermitis

Durch den starken Juckreiz und die deutlich sichtbaren Hautveränderungen ist das Krankheitsbild für Kinder und Jugendliche sehr belastend und quälend. Die Behandlung erfolgt in einem Vier-Stufen-Plan, welcher sich dahingehend gestaltet, dass neuen Schübe vorgebeugt wird, um den Patienten zu entlasten und die Haut in akuten Phasen bei der Genesung zu unterstützen.

Oberstes Gebot bei Neurodermitis ist eine tägliche, optimale Pflege der Haut mithilfe spezieller Cremes und Salben aus der Apotheke. Diese enthalten keine auslösenden Faktoren wie Parfüm-, Farb- und Konservierungsstoffe. Sie dienen dazu, die von Natur aus schwache Hautbarriere zu stärken. Ergänzt wird die Pflege der Haut durch das Vermeiden von schubverursachenden Substanzen, die vorab in diversen Tests ermittelt werden können.

Zusätzlich erfolgt eine Gabe von immunregulierenden Mitteln direkt auf die Haut. Bei akuten Schüben werden diese Mittel in ihrem Wirkstoff angehoben und oft auch als Tabletten eingenommen, welche die Immunreaktion herabsetzen. Besonders bei kleinen Patienten ist es wichtig, möglichst viele Ursachen und Einflüsse der Neurodermitis auszuschalten oder zumindest weitgehend zu dezimieren. Dies gilt besonders beim Thema Ernährung.

 

Strategien zur Unterstützung des erkrankten Kindes

In überdurchschnittlich vielen Fällen sind die Schübe der Neurodermitis direkt mit Nahrungsmittelallergien verbunden. Dabei kann unterschieden werden, ob die allergische Reaktion durch ein bestimmtes Lebensmittel selbst oder durch Kreuzallergien, beispielsweise Pollenallergien, ausgelöst wird. Ein weiterer Risikofaktor im Bereich der Ernährung stellen Zusatzstoffe dar, die als Reizstoffe Schübe auslösen.

Echte Lebensmittelallergien treten bei etwa einem Drittel der Fälle von Neurodermitis auf. Hierbei können die Auslöser mittels Ausschlussdiät ermittelt und im Anschluss vermieden werden. Dabei wird über einen bestimmten Zeitraum eine extrem allergenarme Ernährung angesetzt, aus der typische Auslöser wie Milch- und Milchprodukte, Fleisch und Eier, Soja, Nüsse und Weizen nebst anderen glutenhaltigen Getreidesorten ausgeschlossen werden. Anschließend werden nach und nach die ausgeklammerten Lebensmittel einzeln wieder zugesetzt. Erfolgt dabei eine Hautreaktion kann dies als sicheres Indiz für eine bestehende Unverträglichkeit gewertet werden.

Häufige Auslöser finden sich bei Zusatzstoffen, die in der Lebensmittelindustrie zum Färben, Konservieren oder zur Geschmacksintensivierung eingesetzt werden. Daher sollte möglichst auf Fertigprodukte verzichtet werden. Bei Süßwaren und Limonaden, die häufig eingefärbt werden, ist ebenfalls Vorsicht geboten.

Kreuzallergien, meist durch eine Pollenallergie ausgelöst, treten vermehrt bei älteren Kindern oder später im Erwachsenenalter auf.

Neben dem großen Bereich der Ernährung sollten auch zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden, um Schüben der Neurodermitis vorzubeugen. Dazu zählt Stressvermeidung bzw. -abbau (z.B. durch Kinesiologie), das Vermeiden von Passivrauchen und das Verwenden von möglichst naturbelassenen Stoffen für Kleidung. Diese sind besonders atmungsaktiv und vermindern somit eine übermäßige Schweißbildung.

 

Komplikationen und Schwierigkeiten für Kinder und Jugendliche

Durch die deutlich sichtbaren Symptome erfahren Betroffene in jungen Jahren häufig Ausgrenzung im sozialen Umfeld. Neurodermitis beim Kleinkind führt oft zu Problemen in Kita und Kindergarten. Später sind Jugendliche in der Schule, im Sportverein oder anderen öffentlichen Räumen betroffen. Häufig werden die Symptome aufgrund von Unwissenheit mit ansteckenden Erkrankungen verwechselt. Dies führt zur sozialen Isolation, die starke psychische Belastungen auslösen. Diese Belastungen, welche zu einer Erhöhung des Stresspegels führen, können wiederum erneute schwere Schübe auslösen, wodurch ein regelrechter Kreislauf entsteht.

Diesbezüglich sind vor allem Eltern aber auch Pädagogen aufgerufen, aufklärende Arbeit zu leisten, um den Leidensdruck zu minimieren. Dabei sollte stets erwähnt werden, dass Neurodermitis nicht ansteckend ist und damit keine Auswirkungen auf die Gesundheit anderer Kinder hat. Des Weiteren kann es hilfreich sein, besonders bei Eintritt in die Pubertät den Rat einer selbstständigen Selbsthilfegruppe anzunehmen. Durch die Gemeinschaft mehrerer Betroffener können individuelle Probleme in einen Fokus gesetzt werden und Erfahrungsaustausch in einer komplexeren Ebene stattfinden. Auch im Internet finden sich verschiedene Neurodermitis Ratgeber, welche helfen, die Symptome der Erkrankung zu lindern.

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