Attachment Parenting fördert die Selbstentfaltung von Kindern

Der Begriff Attachment Parenting („AP“) wurde von William Sears, einem Kinderarzt aus den USA geprägt. Das Attachment Parenting kann mit „bindungsorientierter Elternschaft“ oder „Bindungserziehung“ auf deutsch übersetzt werden. Die bedürfnisorientierte Erziehung ist eine Erziehungslehre, mit besonders starker Ausrichtung auf die Mutter-Kind-Beziehung. Bei dieser Erziehungsmethode wird die traditionelle Erziehung, mit der Kinder bis Mitte des 20. Jahrhunderts erzogen wurden, durch ein besonderes starkes Vertrauensverhältnis zu den Eltern ersetzt.

So empfiehlt William Sears etwa, Säuglinge möglichst viel am Körper zu tragen. Doch zum Aufbau der Bindung gehört für ihn noch viel mehr zum Elternsein dazu. Was macht Eltern- und Mutterschaft bei diesem Erziehungsstil aus? Wer steht hier im Mittelpunkt, wie ist der Umgang mit den Grundbedürfnissen und warum ist Feinfühligkeit so wichtig?

Die Philosophie von Attachment Parenting

Die Grundlage, die beim Attachment Parenting angewendet wird, basiert darauf, dass sich jedes Kind die Liebe und das Vertrauen seiner Eltern wünscht. Durch ein bejahendes Verhalten der Eltern sollen positive Eigenschaften des Kindes gefördert werden. Attachment Parenting steht im Gegensatz zu der „altmodischen“ Erziehung, in der mit Gewaltanwendung und Bestrafung ein unerwünschtes Verhalten und störende Eigenschaften des Kindes korrigiert werden soll. Erfahrungen haben mehrfach gezeigt, dass eine liebevolle Umgebung die besten Voraussetzungen sind, damit ein Kind später als Erwachsener die Herausforderungen, die das Leben stellt, erfolgreich meistern kann. Bei einer bindungsorientierten Erziehung der Eltern kommt es auf Folgendes an:

  • dem Kind zu vertrauen, dass es aufgrund seiner bisherigen Erfahrungen und seines Alters das Richtige tut
  • zu wissen, dass es nicht nötig ist, einem Kind Lektionen zu erteilen
  • Verständnis für ein Fehlverhalten zu zeigen
  • nicht zu erwarten, dass sich ein Kind in jeder Situation untadelig verhält
  • keine unrealistischen Erwartungen bezüglich des Verhaltens zu haben
  • zu erkennen, dass ein Kind durch falsches Verhalten, ein wichtiges Bedürfnis mitteilen will

Wiederholtes unerwünschtes oder aggressives Verhalten sollte von Eltern als Warnsignal gesehen werden, dass dem Kind wichtige Bedürfnisse, zum Beispiel von den Eltern, Verwandten und Freunden, unerfüllt geblieben sind.

Die 7 Baby-Bs: Methoden der Bindungserziehung

Unter „Babyreading“ verstehen Entwicklungsspychologen das „Lesen“ der kindlichen Signale durch die Mutter. Nach Martha und William Sears gibt es Methoden, welche dem „Babyreading“ nach Mary Ainsworth entgegenkommen, um die Sensibilität der Mama für die Signale ihres Kindes zu steigern.

  • Aufnahme von Körperkontakt sowie Augenkontakt zwischen der Mutter und dem Kind unmittelbar nach der Geburt
  • bedarfsorientiertes Stillen (keine Flaschenernährung)
  • möglichst häufiges „Babywearing“, also Tragen des Kindes
  • gemeinsames Schlafen, sogenanntes „Co-Sleeping“
  • dem Schreien durch Beachtung der Signale des Kindes zuvorzukommen
  • ein Verzicht auf Schlaftraining
  • die Balance der Bedürfnisse von Kind und Mama

Die vermuteten Risiken von Attachment Parenting

Wie jede Erziehungsmethode hat Attachment Parenting Gegner wie Befürworter. Viele Kritiker gehen davon aus, dass bei der Erziehungsmethode die Eltern ihrem Kind ständig die volle Aufmerksamkeit schenken müssen. Psychologen kritisieren, dass durch Attachment Parenting angeborene, negative Charaktereigenschaften nicht zufriedenstellend aufgearbeitet werden können. AP-Eltern, die sich für eine bindungsorientierte Elternschaft entscheiden, denken häufig, dass der Besuch einer normalen Schule sich negativ auf die Eltern-Kind-Beziehung auswirken könnte, und tendieren in vielen Fällen dazu, ihr Kind selber zu Hause zu unterrichten. Zudem werfen die meisten Kritiker den Befürwortern des Attachment Parenting vor, das Kind über die Maßen zu verwöhnen.

„[Einige] Mütter entscheiden sich, schnell zu ihrem Job zurückzukehren, weil sie nicht begreifen, wie zerstörerisch dies für das Wohl ihrer Babys ist. So viele Kinder in unserer Kultur werden nicht auf die Weise versorgt, die Gott vorgesehen hat, und wir als Nation bezahlen dafür den Preis.“
William Sears: The Complete Book of Christian Parenting and Child Care (1997, aus dem Englischen)

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