Bei der frühkindlichen Musikerziehung werden Kinder in den ersten fünf Lebensjahren an die musikalische Erziehung herangeführt. Im Mittelpunkt steht dabei nicht das Erlernen eines Musikinstrumentes, sondern der spielerische Umgang mit Musik allgemein und den unterschiedlichsten Musikinstrumenten. Oft genutzt werden die sogenannten Orffinstrumente (ein nach Carl Orff benanntes musikpädagogisches Konzept für Kinder), also Glockenspiele, Rasseln, Triangeln oder Handtrommeln. Auch das Musikhören und Singen ist Teil der frühkindlichen Musikerziehung. Ein Tipp: Im Web finden sich viele kostenlose Kinderlieder zusammen mit Noten und Texten. So erlernen Kinder günstig ein Instrument und werden zeitig ans Musizieren, aber auch Improvisieren und Gestalten, herangeführt.
Einfach drauf los spielen
Die Musikerziehung bietet viele Chancen und Möglichkeiten für eine ganzheitliche Entwicklung der Kinder. Es ist daher sehr sinnvoll, damit so früh wie möglich zu beginnen. Im Mittelpunkt der Erziehung steht das freie Musizieren. Kinder benötigen hierzu keine besonderen Fähigkeiten oder Vorwissen. Beim Experimentieren mit Instrumenten, Rhythmen und Klängen gibt es keine strengen Vorgaben oder feste Regeln, kein richtig oder falsch. Die Kinder können ihrer Kreativität freien Lauf lassen und alles ausprobieren. Durch die einfache Handhabung vieler Instrumente haben die Kinder schnell Erfolgserlebnisse. Sie können unterschiedliche Musikinstrumente ausprobieren, miteinander vergleichen, alleine spielen oder in einer Gruppe gemeinsam musizieren.
Lernen ohne Erwartung und Zwang
Die Musikerziehung führt Kinder spielerisch an die Musik heran (siehe dazu auch: Beitrag „Heute schon gesungen?“ von Herbert Fiedler). Nebenbei lernen sie sehr viel, ohne es selbst als Lernen zu empfinden. Menschen reagieren auf Musik, sie regt zur Bewegung an, löst Emotionen aus und verbindet. Das gilt schon für Babys und Kleinkinder ab einem oder zwei Jahren. Mit Hilfe von einfachen Trommeln oder Rasseln entdecken sie die Welt der Musik. Durch Singen, Tanzen, Klatschen und den Umgang mit einem Instrument können sie ihren Gefühlen Ausdruck verleihen. So verhalten sich schon Babys, bevor sie sprechen können oder schüchterne Kinder. Das Spiel mit der Musik kann oft Erstaunliches bewirken – schüchterne und ruhige Kinder beteiligen sich, wilde Kinder können sich besser entspannen. Darüber hinaus fördert die frühkindliche Musikerziehung Fähigkeiten wie Konzentration, Selbstvertrauen, motorisches Geschick, Ausdauer und auditive Wahrnehmung. Das wirkt sich auch positiv auf das Sozialverhalten der Kinder aus: Größere Kinder lernen, einander zuzuhören, Regeln einzuhalten und abzuwarten, bis man an der Reihe ist. Sie lernen bestimmte Rollen einzunehmen, was ihr Selbstbewusstsein und andere Fähigkeiten stärkt. Musikalische Früherziehung eröffnet den Weg für eine gesunde Entwicklung der Kinder. Gleichzeitig wird hier spielerisch die Voraussetzung für das spätere Erlernen eines Instrumentes oder das Notenlesen geschaffen.
Wo und wie wird musikalische Früherziehung angeboten?
Zu Hause können Eltern ihren Kindern die ersten musikalischen Erfahrungen ermöglichen. Allein oder zusammen mit Geschwistern und Eltern können die Kinder dort mit einfachen Instrumenten musizieren. Eltern benötigen hierfür weder musikalisches Können noch Vorkenntnisse. Für die zusätzliche musikalische Erziehung werden allerdings eine Musikgruppe und professionelle Lehrer benötigt. Viele Kindertagesstätten bieten schon regelmäßig musikpädagogische Aktivitäten an, teilweise sogar durch erfahrenes Fachpersonal, das die Einrichtungen besucht. Auch musikalische Spielgruppen, oft Musikgarten genannt, werden angeboten. Hier ist das Angebot auf die verschiedenen Altersstufen angepasst. Babys und Kleinkinder nehmen mit ihren Eltern teil, ältere Kinder können schon selbstständig teilnehmen. Erfahrene Musikpädagogen leiten verschiedenste Aktivitäten an: Die Kinder hören und begleiten Musikstücke, singen, tanzen und spielen Instrumente. Ohne dass dort bestimmte Leistungen erwartet werden, hat die Musikerziehung einen anhaltend positiven Einfluss auf die kindliche Entwicklung.