In Deutschland beobachten Forscher derzeit einen gefährlichen Trend: Die Zahl, insbesondere der jungen und jugendlichen Raucherinnen und Raucher steigt entgegen dem Langzeittrend derzeit wieder an – teilweise sogar sprunghaft. Die Gründe hierfür sind nicht ganz klar, aber die popkulturelle Darstellung des Rauchens sowie die neuartigen Tabak- und Rauchprodukte wie E-Zigaretten und Vaporizer dürften nicht ganz unschuldig daran sein, dass Rauchen zunehmend wieder als cool gilt. Hinzu kommen kulturelle Besonderheiten und Gelegenheitsstrukturen, wie etwa bei der Beliebtheit von Shisha und Shishabars zu beobachten ist.
Für viele Eltern ist dagegen klar, dass ihre Kinder nicht rauchen sollen. Die gesundheitsgefährdenden Folgen und das Suchtpotenzial des Tabakkonsums sind schließlich hinlänglich bekannt. Doch was genau können Eltern tun, um ihren Nachwuchs von Glimmstängeln und Co. fernzuhalten? Die Vergangenheit hat gezeigt, dass man mit Verboten und Überwachung bei diesem Thema nicht besonders weit kommt und eventuell sogar den Coolnessfaktor beziehungsweise den Reiz des Verbotenen noch stärker anregt.
Wir sind der Meinung: Um überhaupt eine Chance auf nennenswerten Einfluss auf das Verhalten ihrer Kinder zu haben, müssen Eltern zunächst verstehen, was die Attraktivität des Rauchens ausmacht und anschließend mit ihren Kindern ruhig und sachlich über das Thema sprechen. Sollten die Eltern selbst Raucher sein, wird allerdings selbst das überzeugendste Gespräch nicht fruchten können, da der Nachahmeffekt in der Regel deutlich stärker ist als rationale Erwägungen. In diesen Fällen müssen die Eltern zunächst selbst mit gutem Beispiel vorangehen und das sündige Hobby aufgeben.
Im Folgenden haben wir einige Informationen zusammengestellt, die Eltern das schwierige Gespräch mit ihrem Nachwuchs erleichtern sollen.
Die Attraktivität des Rauchens verstehen
Um die Herausforderung, die das Rauchen für Eltern darstellt, zu meistern, ist es entscheidend, die Faktoren zu verstehen, die das Rauchen für Jugendliche attraktiv machen. Oftmals spielt dabei der Wunsch nach Zugehörigkeit und Akzeptanz in der Peer-Group eine große Rolle. Das Bild des „Coolen Rauchers“ wird zudem durch Medien und soziale Netzwerke verstärkt, und Jugendliche suchen oft nach Wegen, um dazuzugehören. Das Rauchen kann Gruppengrenzen definieren und zu einem gemeinschaftsstiftenden Ritual werden – wer diese Mechanismen versteht und seinen Kindern vermittelt, nimmt dem Phänomen bereits einiges an Strahlkraft.
Die Gefahren der alternativen Rauchprodukte
Zudem sind die neuartigen Tabakprodukte, insbesondere E-Zigaretten und Vaporizer, in den letzten Jahren in den Fokus gerückt. Sie werden als vermeintlich weniger schädliche Alternative dargestellt und haben daher an Attraktivität gewonnen. Allerdings zeigen Erhebungen, dass die Zahl der Vaper relativ konstant bleibt bei gleichzeitig steigenden Raucherzahlen insgesamt.
Es liegt daher nahe, dass diese alternativen Rauchprodukte als Einstieg gebraucht werden. Zudem sind die Gesundheitsgefahren hier noch gar nicht abschließend geklärt, da noch keine Langzeitstudien vorliegen. Klar ist hingegen, verschiedene Shisha Tabak Sorten oder E-Liquids enthalten unterschiedliche Inhaltsstoffe und sind daher unterschiedlich gefährlich. Parfümstoffe, Chemikalien wie Glycerin und andere, Nikotin und Teer bleiben auch bei alternativen Konsumformen gefährlich (wenn auch weniger als beim klassischen Rauchen). Mehrere Untersuchungen gehen zudem von einer weitverbreiteten Doppelnutzung klassischer und neuartiger Tabakprodukte aus. Eltern sollten sich bewusst machen, dass das Gespräch über Rauchen nicht nur den klassischen Tabakkonsum, sondern auch diese modernen Produkte mit einschließen sollte.
Offene Kommunikation als Schlüssel
Der entscheidende Schritt für Eltern besteht darin, eine offene und ehrliche Kommunikation mit ihren Kindern aufzubauen. Verbote allein sind oft kontraproduktiv, da sie den Reiz des Verbotenen verstärken können. Stattdessen ist es sinnvoll, einen Raum zu schaffen, in dem Jugendliche ohne Angst vor negativen Konsequenzen über ihre Gedanken und Erfahrungen sprechen können.
Eltern sollten ihre Kinder ermutigen, ihre Meinungen zum Rauchen mit ihnen zu teilen und dabei aufmerksam zuhören, ohne vorschnelle Urteile zu fällen. Ein empathischer Ansatz ermöglicht es den Eltern, die spezifischen Gründe zu verstehen, warum Jugendliche mit dem Rauchen beginnen oder es als attraktiv empfinden. Eltern sollten zudem auch ihre eigenen Erfahrungen und Schwierigkeiten mit den Kindern teilen, um ihnen zu zeigen, dass sie verstanden werden und mit ihren Problemen nicht allein dastehen.
Das eigene Verhalten reflektieren
Wenn Eltern Raucher sind, ist es wichtig, ihr eigenes Verhalten zu reflektieren und zu überdenken. Kinder neigen dazu, das Verhalten ihrer Eltern zu imitieren, und rationale Argumente allein könnten gegen den Einfluss der elterlichen Gewohnheiten machtlos sein und klingen aus dem Mund einer Raucherin oder eines Rauchers zudem eher unglaubwürdig. In diesem Fall ist es umso bedeutsamer, dass Eltern selbst mit dem Rauchen aufhören, um ein überzeugendes Vorbild zu sein.
Informationsquellen nutzen
Zusätzlich zur offenen Kommunikation können Eltern auf informative Ressourcen zurückgreifen, um ihre Kinder über die gesundheitlichen Risiken des Rauchens aufzuklären. Broschüren, Videos und Websites bieten fundierte Informationen, die Jugendlichen dabei helfen können, informierte Entscheidungen zu treffen. Dabei sollten Eltern darauf achten, nicht nur die negativen Aspekte zu betonen, sondern auch positive Alternativen und gesunde Lebensstile zu präsentieren. So kann das Gemeinschaftsgefühl einer Gruppe beispielsweise auch durch Musik, Sport oder andere gemeinsame Aktivitäten hergestellt werden. Unterstützt man die Kinder in diese Richtung, verliert das Rauchen hoffentlich an Anziehungskraft.
Fazit: Gemeinsam gegen das Rauchen
Der Kampf gegen das Rauchen bei Jugendlichen erfordert eine partnerschaftliche Herangehensweise. Eltern sollten nicht nur als Autoritäten, sondern auch als Vertrauenspersonen agieren. Durch offene Gespräche, Reflexion des eigenen Verhaltens und Nutzung von Informationsquellen können Eltern einen nachhaltigen Einfluss auf ihre Kinder ausüben und ihnen helfen, sich gegen die Verlockung des Rauchens zu wappnen. Es ist ein gemeinsamer Weg, der auf Verständnis, Unterstützung und vor allem auf der bedingungslosen Liebe zwischen Eltern und Kindern basiert. Strafen, Drohungen oder demonstratives Missfallen erwiesen sich tendenziell als unwirksam oder sogar kontraproduktiv.
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