Für die Familie seid ihr der Alleinverdiener? Dann tragt ihre eine große Last und zudem auch eine enorme Verantwortung, wenn es darum geht, die Familie bestmöglich zu versorgen.
Gerade bei Familien mit einem Alleinverdiener ist das Geld oft knapp. Doch vor allem deshalb ist es auch so wichtig und zum Teil unerlässlich, in bestimmten Bereichen eine private Vorsorge zu treffen. Versicherungen sind wichtig, jedoch solltet ihr nur versichern, was für euch als Alleinverdiener existenziell notwendig ist.
Doch welche Versicherungen sind in Familien mit einem Verdienst notwendig? Das verrät euch der folgende Ratgeber.
Die Privathaftpflichtversicherung
Fügt ein Familienmitglied anderen einen Schaden zu, dann muss er in unbegrenzter Höhe haften. Von Bedeutung sind hier zwar nicht unbedingt die Sachschäden, allerdings können Personenschäden schnell mehrere hunderttausend Euro verursachen. Die Haftpflichtversicherung deckt sowohl Sach- als auch Personenschäden ab und ist deshalb unerlässlich.
Sie ist dabei auch nicht sehr teuer und belastet die Familienfinanzen wenig, denn für Ehepartner ist ein gemeinsamer Vertrag in der Regel günstiger als für Alleinstehende. Kinder können in den Versicherungsschutz problemlos mit aufgenommen werden, so dass Versicherungsschutz für die ganze Familie besteht (siehe Familienhaftpflichtversicherung).
Deckungssummen in der Haftpflichtversicherung
Haftpflichtversicherer bieten in der heutigen Zeit üblicherweise folgende Deckungssummen in ihren Versicherungen an:
- 5, 10 oder 15 Mio. Euro pauschal für Personen- und Sachschäden
- 200.000 bis 500.000 Euro pauschal für Vermögensschäden
Gemäß § 823 BGB ist der Verursacher eines Schadens zum Ausgleich desselbigen verpflichtet. Und zwar so, als sei der Schaden nie eingetreten. Gerade bei Personenschäden kann dies mitunter schwer werden, weshalb hier ein finanzieller Ausgleich erfolgen muss. Seid ihr Verursacher des Schadens, dann kann das für euch den finanziellen Ruin bedeuten. Habt ihr noch eine Police mit geringen Deckungssummen, solltet ihr den Vertrag unbedingt aktualisieren. 10 Millionen Euro gilt als sinnvolle Wahl.
Interessanter Beitrag zum Thema: Ab wann müssen Kinder haftpflichtversichert werden?
Die Hausratversicherung
Zum Hausrat zählen alle Gegenstände, die sich in eurer Wohnung befinden (z. B. Möbel, elektrische Geräte). Diese Gegenstände könnt ihr gegen Gefahren wie Feuer, Sturm und Hagel, Leitungswasser sowie Einbruchdiebstahl und Vandalismus versichern. Auf Wunsch können zudem so genannte Elementarschäden wie Erdrutsch und Erbeben sowie Überschwemmungen mitversichert werden. Die Hausratversicherung ist eine empfohlene Versicherung für Familien.
Deckungssummen in der Hausratversicherung
In der Regel wird die Versicherungssumme bei der Hausratversicherung anhand einer Quadratmeterpauschale errechnet, welche üblicherweise bei 650 Euro liegt. Für eine Wohnung mit einer Wohnfläche von 100 Quadratmetern wird damit eine Deckungssumme von 65.000 Euro angesetzt.
Durch diese Regelung wird eine Unterversicherung meist vermieden, der automatische Unterversicherungsverzicht ist darin eingeschlossen. Wäre dies nicht der Fall, würde der Versicherer im Schadenfall prüfen, ob der Wert des Hausrats auch tatsächlich der Versicherungssumme entspricht. Beträgt dann die Deckungssumme nur 40.000 Euro, während der Hausrat jedoch 40.000 Euro wert ist, besteht eine Unterversicherung und es wird nur der tatsächlich versicherte Wert ersetzt.
Glasversicherung als zusätzliche Option
Versicherungen bieten zusätzlich zur Hausratversicherung oft noch eine Haushalt-Glasversicherung an. Diese ist aber nicht zwingend notwendig, denn Glasschäden treten meist nur in geringem Rahmen auf und lassen sich auch so zahlen. Befindet sich in der Küche allerdings ein teures Ceran-Kochfeld mit Induktionstechnik, kann eine Glasversicherung durchaus sinnvoll sein, denn mit nur einem Einkommen lässt sich ein teures Ceranfeld nicht immer sofort ersetzen. Ceran-Kochfelder sollten dabei natürlich im Versicherungsschutz inkludiert sein, was nicht bei jedem Versicherer selbstverständlich ist.
Eine Glasversicherung ist zudem sinnvoll, wenn zur Mietwohnung auch ein Wintergarten oder ein Gewächshaus gehören. Vorher sollte jedoch beim Vermieter nachgefragt werden, ob Glasschäden in dessen Gebäudeversicherung abgesichert sind.
Bei Wohneigentum werden Glasversicherungen übrigens deutlich günstiger angeboten, sofern ein Einschluss in die Gebäudeversicherung erfolgt. In diesem Fall ist jedoch das Ceran-Kochfeld nicht mitversichert.
Die Berufsunfähigkeitsversicherung
Die gesetzliche Berufsunfähigkeitsrente wurde zum 1. Januar 2001 eingestellt. Seither beschränken sich Leistungen lediglich auf die Erwerbsminderungsrente. Wer Alleinverdiener ist, muss auch allein für den Lebensunterhalt des Ehepartners und der Kinder aufkommen, weshalb eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) zwingend notwendig ist.
Bei der Wahl der richtigen Berufsunfähigkeitsversicherung sollten die Versicherungsbedingungen genau unter die Lupe genommen werden. Achtet dabei nicht nur auf den monatlichen Beitrag, sondern auch auf die geltenden Bedingungen. Unter Umständen kommt sonst das böse Erwachen und im Leistungsfall steht ihr vor einem finanziellen Problem, da die Berufsunfähigkeitsversicherung nicht zahlt. Gerade bei einer so komplexen Absicherung wie der Berufsunfähigkeit sollte der Gang zu einem unabhängigen Versicherungsexperten erfolgen, um sich eingehend beraten zu lassen.
Übrigens: Oft ist eine BU bereits für Kinder und Schüler interessant.
Die Risikolebensversicherung
Über eine Risikolebensversicherung solltet ihr euch vor allem dann Gedanken machen, wenn gemeinsame Kinder vorhanden sind. Eine Risikolebensversicherung ist dabei nicht teuer. Eine Rolle spielt natürlich der Gesundheitszustand, welcher mit den Gesundheitsfragen und Rückfragen beim Arzt ermittelt wird. Die Versicherungssummen können in der Risikolebensversicherung frei gewählt werden. Wer Begünstigter für den auszuzahlenden Betrag im Todesfall ist, könnt ihr beim Abschluss der Risikolebensversicherung schon festhalten.
Alternativ zur Risikolebensversicherung kann auch eine Kapitallebensversicherung abgeschlossen werden, die gleichzeitig einen Teil der Altersvorsorge darstellen kann.
Wenn ihr als Alleinverdiener übrigens ein größeres Darlehen für den Kauf oder Bau von Eigentum benötigt, kann eine bereits bestehende Risikolebensversicherung auch als Sicherheit für die Bank verwendet werden.
Die Krankenversicherung
Seit es im Jahr 2009 zur Gesundheitsreform kam, besteht für jeden Menschen in Deutschland eine Pflicht, sich in einer Krankenversicherung abzusichern. Und zwar nicht nur für Angestellte, sondern auch für Selbständige und Freiberufler.
Seid ihr Arbeiter oder Angestellter, dann werdet ihr über euren Arbeitgeber in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert und braucht euch nicht selbst um den Versicherungsschutz zu kümmern. Aus finanzieller Sicht ist dies durchaus sinnvoll, denn sowohl Ehepartner als auch Kinder können kostenfrei in der Familienversicherung abgesichert werden.
Anders ist dies bei der privaten Krankenversicherung: eine kostenlose Familienversicherung der Familienmitglieder (Ehepartner und Kinder) ist hier nicht möglich. Für jede Person muss hier ein eigener Beitrag pro Monat gezahlt werden. Jedoch dürfte der Wechsel zu einer privaten Krankenversicherung für Angestellte ohnehin schwierig sein, denn dies ist nur bei einem Einkommen über der Pflichtversicherungsgrenze möglich.
Solltet ihr selbständig oder freiberuflich tätig sein, dann besteht jederzeit die Möglichkeit, sich entweder freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung oder privat zu versichern. Für Künstler und einige Handwerksmeister bestehen hier Ausnahmen. Künstler müssen sich beispielsweise in der Künstlersozialkasse versichern, aber auch hier wäre eine kostenfreie Familienversicherung möglich.
Die Unfallversicherung
Ein schwerer Unfall kann mitunter bleibende Schäden hervorrufen, die mit hohen Kosten einhergehen. Unter Umständen wird ein Umbau der Wohnung notwendig oder das Auto benötigt eine behindertengerechte Ausstattung.
Zwar sind Arbeitnehmer und auch viele Selbständige per Gesetz in einer Berufsgenossenschaft unfallversichert, doch Leistungen zahlt die BG nur bei einem arbeitsbedingten Unfall oder bei einem Wegeunfall im Zusammenhang mit der Berufstätigkeit.
Häufig passiert ein Unfall jedoch in der Freizeit. Deshalb ist eine private Unfallversicherung, die auch für Kinder abschließbar ist, durchaus empfehlenswert. Bei einigen Versicherungen werden auch ab zwei versicherten Personen (z. B. ihr selbst und euer Ehepartner) monatliche Beitragsrabatte gewährt. Sinnvoll ist eine Unfallversicherung aber meist nur für den Fall der Invalidität. Leistungen wie Unfall-Krankenhaustagegeld oder für kosmetische Operationen sind nicht zwingend erforderlich und kosten mitunter viel Geld. Hinzu kommt, dass beispielsweise ein Unfalltagegeld nur bei Krankenhausaufenthalten gezahlt wird, wenn diese auf einem Unfall beruhen.
Die Altersvorsorge
Sofern ein Partner nicht berufstätig ist, kann sich eine private Altersvorsorge als sinnvoll erweisen. Arbeitnehmer müssen zwangsläufig auch Beiträge pro Monat in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen.
Nach den Rentenreformen in den Jahren 2002 und 2005 ist mittlerweile auch jedem klar, dass die gesetzliche Rente nicht mal annähernd ausreicht, um den Lebensstandard auch im Alter zu halten. Deshalb ist eine private Vorsorge ratsam, bestimmte Vorsorgeformen wie die Riester-Rente werden sogar gefördert.
Für Selbständige besteht die Möglichkeit der Rürup-Rente als staatlich geförderte Altersvorsorge. Allerdings sind damit Einschränkungen in Laufzeit und Verfügbarkeit verbunden, weshalb Selbständige eher auf herkömmliche Vorsorge-Verträge setzen, solange die Vorsorgeaufwendungen bei der Steuer noch nicht ausgeschöpft wurden.
Rechtsschutzversicherungen
Vor allem, wenn ihr Auto fahrt, kann eine Verkehrsrechtsschutzversicherung mit einem monatlichen Beitrag sinnvoll sein. Gerade bei Personenschäden ist oft anwaltliche Hilfe notwendig. Dies gilt auch bei drohendem Führerscheinentzug. Fachanwälte sind dann Gold wert, die Rechtsschutzversicherung übernimmt dabei sämtliche Kosten.
Auch im Berufsrecht kann eine Rechtsschutzversicherung zur Durchsetzung der eigenen Ansprüche gegenüber dem Arbeitgeber sinnvoll sein, wenn ihr als Alleinverdiener möglicherweise ungerechtfertigt gekündigt werden und es zu einem Streit vor Gericht kommt.
Ob eine Privatrechtsschutz- und eine Mietrechtsschutzversicherung unbedingt notwendig sind, ist allerdings fraglich. Zwar müsst ihr für sämtliche Gerichtskosten und die Honorare der Anwälte aufkommen, wenn ihr eine gerichtliche Auseinandersetzung verliert, jedoch ist ein Rechtsstreit nicht zwangsläufig bedrohlich für die eigene Existenz.
Rechtsschutzversicherungen können wie eine Familienversicherung abgeschlossen werden. Im Versicherungsschutz sind dabei alle Familienmitglieder abgesichert. Er gilt dabei nicht nur für Eheleute, sondern auch für Kinder, die sich noch in Erstausbildung befinden und unverheiratet sind.
Die Kfz-Versicherung
Die Kfz-Versicherung ist natürlich nur dann notwendig, wenn ihr ein Auto besitzt. In diesem Fall ist zumindest die Kfz-Haftpflichtversicherung – wie es der Name schon sagt – eine Pflichtversicherung. Ohne diese könnt ihr kein Fahrzeug im Straßenverkehr bewegen.
Ob eine Teil- oder Vollkasko notwendig ist, solltet ihr vor allem vom Fahrzeugwert und davon, welchen Versicherungsschutz ihr für das Fahrzeug wünscht, abhängig machen.
Die Deckungssummen in der Kfz-Haftpflichtversicherung
In der Kfz-Haftpflichtversicherung liegt die gesetzlich vorgeschriebene Deckungssumme für Personenschäden (einschließlich Todesfall) bei 2,5 Millionen Euro. Sobald drei oder mehr Personen einen Schaden erleiden, erfolgt eine Erhöhung auf maximal 7,5 Millionen Euro für alle Geschädigten.
Die Deckungssumme für Sachschäden liegt bei maximal 1,12 Millionen Euro, für Vermögensschäden bei maximal 50.000 Euro.
Inzwischen bieten Versicherer aber oftmals Verträge mit deutlich höheren Haftungssummen an. Je nach Versicherungsgesellschaft liegen diese bei 50 oder 100 Millionen Euro für Personen-, Sach- und Vermögensschäden. Mitunter wird dabei auch die Regulierung pro Geschädigten unterschiedlich gehandhabt, Ansatz finden teilweise auch maximal acht bis 15 Millionen Euro pro Einzelperson.
Krankengeld und/oder Krankentagegeld
Seid ihr Arbeitnehmer, dann zahlt der Arbeitgeber bei Arbeitsunfähigkeit über einen Zeitraum von mindestens sechs Wochen das Gehalt im Rahmen der gesetzlichen Lohnfortzahlung weiter.
Danach erhalten Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung von ihrer Krankenkasse monatliches Krankengeld in Höhe von maximal 90 Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens, höchstens jedoch nur 70 Prozent des Bruttoeinkommens. Eine private Krankentagegeldversicherung kann die Lücke zum üblichen Gehalt ausgleichen.
Ist nur ein Partner berufstätig, dann sollte eine Krankentagegeldversicherung durchaus in Erwägung gezogen werden, denn bei Ausfall des Alleinverdieners zeigen sich Einbußen beim Einkommen oft stärker.
Dringend sollten Selbständige über eine Krankentagegeldversicherung nachdenken. Es spielt dabei keine Rolle, ob sie in der gesetzlichen oder privaten Krankenversicherung versichert sind. Das Tagegeld ist in beiden Fällen nicht automatisch enthalten, sondern muss separat gegen Aufpreis vereinbart werden. Das Krankentagegeld ist vor allem für Selbständige wichtig, da sie mitunter bei Krankheit keinerlei Einnahmen verbuchen können.
Die private Krankenzusatzversicherung
Nur wer in der gesetzlichen Krankenversicherung ist, kann auch eine Krankenzusatzversicherung abschließen. Sie versteht sich als Ergänzung der Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen. Es ist allerdings ein Irrglaube zu denken, dass damit die gesetzlichen Leistungen so ergänzt werden, dass sie der privaten Krankenvollversicherung ähneln.
Das Leistungsniveau einer privaten Krankenversicherung lässt sich mit einer Zusatzversicherung nicht erreichen, was auch an den ständigen Einschränkungen der gesetzlichen Kassen liegt. Leistungsanpassungen sind bei den Krankenzusatzversicherungen kaum möglich, sinnvoll ist dann immer die Wahl des aktuellsten Zusatz-Tarifs.
Sinnvoll kann eine private Krankenzusatzversicherung aber dennoch in bestimmten Teilbereichen wie Zahnersatz, für kieferorthopädische Maßnahmen für Kinder oder für Krankenhausaufenthalte sein. Andere Bereiche wie Sehhilfen oder die Behandlung beim Heilpraktiker bergen aber dennoch große Versorgungslücken. Bei der Entscheidung für eine private Krankenzusatzversicherung kommt es deshalb auch auf die persönlichen Bedürfnisse an.
Fazit: Versicherungsschutz bei Familien mit Alleinverdienern sollte an die individuelle Situation angepasst werden
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass es einige Versicherungen gibt, die unerlässlich sind. Andere Versicherungen sind durchaus sinnvoll, sollten aber genauer abgewägt werden.
Letztlich ist es eine Frage der eigenen Bedürfnisse und natürlich auch der finanziellen Mittel. Zunächst sollten deshalb die wichtigsten Versicherungen abgeschlossen werden, welche auch eine Absicherung für die Familie darstellen. Dazu gehören die Privathaftpflicht-, die Berufsunfähigkeits- und auch die Hausratversicherung. Je nach individueller Situation kommt dann noch die Kfz-Versicherung hinzu. Nach Abzug aller Fixkosten des Einkommens müsst ihr dann schauen, ob für weitere Versicherungen noch Geld übrig ist.
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