Der Kaufmannsladen gilt als zeitloses, genderneutrales und inzwischen wirklich altes Spielzeug. Doch welche positiven Eigenschaften hat das Spiel mit einem Kaufladen wirklich? Erfahre das und vieles mehr in unserem Kaufmannsladen-Ratgeber. Außerdem: Ideen, zum Kaufmannsladen selber bauen.
Hintergrund und Geschichte des Kaufmannsladens
Der Kaufmannsladen hatte seine Ursprünge im Zeitalter der Industrialisierung. Kinder lernten zu dieser Zeit den Handel kennen und wollten dies auch spielerisch umsetzen. Der Kaufmannsladen zählte seinerzeit schon zu den anspruchsvolleren Spielzeugen und war mindestens gleichgestellt mit Autos und Kinderküchen sowie Puppenstuben oder den bereits damals beliebten Spielzeugwaffen; daher allerdings auch eher Kindern aus reicheren Haushalten zugängig. Kaufmannsläden für Kinder als Spielzeug sind schon mindestens seit dem frühen 19. Jahrhundert geläufig und sie wurden seinerzeit, wie auch die praktisch zeitgleich aufkommenden Puppenhäuser üblicherweise von Schreinern oder anderen Handwerkern als Einzelstück gefertigt und häufig zu Weihnachten als Brauch genutzt. Erst um 1900 herum fingen dann die Spielzeugfabriken damit an, Kaufläden mit Komplettausstattung zu fertigen und zu vertreiben. Bis heute ist der Kaufmannsladen einer der Klassiker im Bereich der Kinderspielzeuge und in nur geringer Abwandlung zur Ursprungsform weiterhin erhältlich und auch nach wie vor als Weihnachtsgeschenk für das Kind beliebt.
Warum ist der Kaufmannsladen pädagogisch wertvoll?
Das Spiel mit dem Kaufmannsladen ist für Kinder nicht nur ein großer Spaß, auch pädagogische Hintergründe sprechen dafür, dass sich Kinder mit diesem Spielzeug näher beschäftigen. Kinder lernen sehr viel im Umgang mit dem Kaufmannsladen und können so in vielfältiger Weise von dieser Beschäftigung profitieren. Interessant ist, dass der Kaufladen eine große Bandbreite an Altersgruppen abdeckt, die jeweils in anderen Entwicklungsstufen von dem Spiel mit dem eigenen kleinen Geschäft profitieren können. Deshalb ist die Anschaffung eines solchen Ladens, trotz der relativ hohen Kosten, auch eine lohnende Investition.
Kinder, die mit dem Kaufmannsladen spielen, spielen damit einen sehr wichtigen Teil des alltäglichen Lebens nach und das ist eben das Einkaufen. Bereits sehr früh sind sie oftmals schon beim Einkauf mit den Eltern dabei. Somit dienen die eigenen Eltern als Vorbilder für ihr eigenes Verhalten beim Spielen mit dem Kaufmannsladen. Je älter die Kinder werden, desto bewusster erleben sie hier den Vorgang des Einkaufs. Oftmals wird das Spielzeug auch erst in einem Alter interessant, in dem die Kinder bereits im fortgeschrittenen Grundschulalter sind.
Kinder lernen mit dem Kaufmannsladen für den Alltag. Dabei sind realistische Rollenspiele im Kinderzimmer umsetzbar, in dem eines der Kinder den Verkäufer, das andere den Käufer darstellt und wo ein Wechsel die Perspektiven der Kinder verändern kann. Rollenspiele sind für Kinder sehr spannend, denn sie können sich so die Welt der Erwachsenen spielerisch erschließen. Dabei werden Szenen des Alltags umgesetzt und gleichzeitig wird die Fantasie der Kinder durch Rollenspiele angeregt.
Spezielle beim Spiel mit dem Kaufmannsladen lernen Kinder die komplexen Abläufe innerhalb eines Einkaufs zu verstehen und spielerisch zu verinnerlichen. Zudem wird der soziale Umgang beim Spiel mit dem Kaufmannsladen gefördert, denn der Kunde muss hier dem Verkäufer mitteilen, was er bei ihm gerne einkaufen möchte und der Verkäufer muss auf die Kundenwünsche eingehen. Gleichzeitig wird so das Sprachverständnis verbessert und Kinder lernen im Spiel mit dem Kaufmannsladen besser als im Spiel allein, sich mitzuteilen – wichtig für die Sprachentwicklung.
Pädagogisch wertvoll beim Spiel mit dem Kaufladen ist zudem der spielerische Umgang mit Geld, den Kinder so früh wie möglich erlernen sollten. So können sie im Laufe der Zeit deutlich schneller einschätzen, welcher Wert für welche Dinge besteht. Sie lernen sie im Spiel, dass es beim Einkauf keine Geschenke gibt und sie können mit zunehmendem Alter besser nachvollziehen, dass jeder Artikel in einem Geschäft Geld kostet und dass man nicht alle Wünsche erfüllt bekommen kann.
Kinder lernen beim Spiel mit dem eigenen kleinen Laden den eigenverantwortlichen Umgang mit Geld und sie können so für ihre Zukunft daraus profitieren. Beteiligen sich zeitweise Eltern oder Großeltern an diesem Spiel, kann der Lerneffekt sogar noch größer ausfallen.
Ab welchem Alter ist der Kaufmannsladen sinnvoll?
Sinnvoll kann der Kaufmannsladen bereits ab einem Alter von drei Jahren sein. Üblicherweise beginnen Kinder sich in diesem Alter bereits durch den Kindergarten mit dem Kaufmannsladen – der dort häufig zur Standardausstattung gehört – zu beschäftigen. Der Umgang mit dem Geld, das Zählen von Geld sowie das Handeln erlernen Kinder dann ganz automatisch mit steigendem Alter. Interessant ist, dass der Kaufmannsladen auch in einem Alter von 10 Jahren oder mehr häufig noch nicht seinen Reiz verloren hat.
Welche unterschiedlichen Arten gibt es (Puppenkaufladen, Spielkaufladen)?
In der Vergangenheit gab es zahlreiche verschiedene Varianten des Kaufmannsladens. Neben der Lebensmittel- oder den Kolonialwarenhandlung mit einem breiten Produktsortiment waren auch Darstellungen von Einzelhandelsgeschäften erhältlich, die als Stoff- und Modegeschäfte, als Hutgeschäfte und Apotheken und auch als Antiquitätenhandlungen dargestellt waren.
Wichtiger Bestandteil der Auswahl an Kaufläden waren die Puppenkaufläden. Diese waren üblicherweise – ebenso wie die Puppenküche oder die Puppenhäuser – sehr kompakt, aber tendenziell nicht nur den Mädchen vorbehalten. Warenminiaturen in Puppengröße wurden in einem Puppenhaus-ähnlichen Gebäude vertrieben. Erst seit der Nostalgiewelle der 80er-Jahre wurden diese Minigeschäfte wieder richtig populär. Diese Art der Kaufläden ist heute überwiegend auf eBay zu finden.
Die klassischen Puppenkaufläden kamen dann im Laufe der Zeit aus der Mode und so wurden die Kaufmannsläden schnell zu einem genderneutralen Spielzeug, mit dem Jungen wie Mädchen gleichermaßen gern und vor allem auch miteinander spielten – somit waren nun auch Rollenspiele möglich. Die Warenpackungen der Spielkaufläden sind ebenfalls in der Regel stark verkleinert, jedoch wesentlich größer, als bei einem Puppenkaufladen.
Wo kann man Waren für die Kaufmannsläden kaufen?
In praktisch jeder Spielwarenabteilung von Warenhäusern, aber auch in spezialisierten Spielwarengeschäften sind die Waren für die Kaufmannsläden erhältlich. Hier sind in der Regel bereits zusammengestellte Netze erhältlich. Interessant ist, dass sehr viele Waren, die im Kaufmannsladen angeboten werden können, den Originalen der Erwachsenen genau identisch nachgearbeitet sind. Das heißt, dass Waschmittel, Kakao, Käse und viele andere Waren in Kleinstformat, aber eben dem Original identisch, gefertigt sind.
Mit etwas Geschick lassen sich Waren für den Kaufmannsladen aber auch selbst fertigen. Dazu sind kleine Schachteln, Pappmaché sowie Deckfarben sinnvolle Grundzutaten. Die Schachteln können nach Wunsch geformt und bemalt werden und dann als Ware im eigenen Miniaturgeschäft ausgestellt werden – der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Auch eignen sich verschiedene Rezepte wie die kleinen Kuchenlollis oder Echter Heidesand für den Verkauf im eigenen kleinen Laden.
Ebenso ist die Fertigung eines Kaufmannsladens mit etwas handwerklichem Geschick selbst umsetzbar. Vorgefertigte kleine Regale aus dem Handel, die mit selbst gearbeiteten Theken ergänzt werden, sorgen dafür, dass ein begehbarer Kaufmannsladen entsteht, der einen sehr individuellen Charakter hat und der einzigartig sowie individuell ist. So etwa als Tipp: aus einem alten Ivar Regal von IKEA ein Verkaufsregal bauen (natürlich auch mit vielen anderen alten Möbeln möglich).